…wie es wirklich war.
Zumindest am ersten Tag. Am zweiten hatten wir uns dran gewöhnt und am dritten hat es aufgehört. Und dann war der Urlaub ja auch schon fast um.
Thüriger Westpampa, 1. Tag.
Ankunft gegen 18:00 Uhr: Die Vermieterin begrüßt uns: „Ihr Mann kann sich ja schon mal das Haus ansehen
und wir beide schauen uns mal so an, was man hier als Hausfrau so braucht.“ Aha.
18:25 Uhr: Die Dorfjugend, bestehend aus einem etwas dicklichen jungen Mann und seinem frisierten Mofa, patroulliert vor unserem Ferienhäuschen. Vermutlich um zu eruieren, ob wir ggf. ein bis mehrere gelangweilte Teenager weiblichen Geschlechts im Gepäck haben.
Haben wir nicht.
Schade Kevin!
20:00 Uhr: Wir erkunden die Umgebung. Also ein Feld und ein Stückchen Wald. Am Hang gegenüber brüllt eine Kuh, vielleicht auch ein Bulle, ein Trecker fährt Furchen in ein Feld.
21:00 Uhr: Wir sitzen vorm Haus, die Kuh brüllt immer noch und auch der Trecker treckt noch.
22:00 Uhr: Der Trecker ist mit großem Getöse und Diskobeleuchtung am Ferienhaus vorbeigedonnert, die Kuh brüllt immer noch.
23:00 Uhr: Magische Stille. Fast schon zu stille Stille. Jedenfalls bis die Kuh wieder brüllt.
24:00 Uhr: Alles ruhig, bis auf die Kuh.
01:00 Uhr: dito
02:00 Uhr: ditio
03:00 Uhr: Vermutlich wechseln sich die Kühe mit Brüllen ab. Eine brüllt, die anderen fressen Popkorn und schließen Wetten ab, wann die blöden Touristen wohl entnervt abreisen.
03:30 Uhr: Die Landschaft liegt im Licht des mittig darüber stehenden Vollmondes. Der Hahn des Nachbarn öffnet verschlafen ein Auge: „Oh! Der Tag graut!“ Lautes Hahnengeschrei.
03:31 Uhr: Der Hahn des Nachbarn wird von den Hühner, die weiter schlafen wollen, zusammengeschissen. Ruhe. Bis die Kuh brüllt.
04:00 Uhr: Die Kuh brüllt, im Stall nebenan ist Licht, es wird geklappert.
05:30 Uhr Die Kuh brüllt, es dämmert.
06:00 Uhr: Irgendwie scheine ich eingeschlafen zu sein.
08:00 Uhr: Der Huf weckt mich, ich solle doch meinen Kaffee austrinken, der würde sonst kalt werden.
08:30 Uhr: Die Kuh brüllt nicht mehr, ich haben Bauchschmerzen.
15:30 Uhr: Wir machen einen Spaziergang, die Dorfjugend hat sich vervielfacht und rast auf Bonsai-Enduros mit defektem Auspuff die Feldwege entlang.
15:45 Uhr: Ich lobe die Kühe, weil wenigstens sie ruhig sind.
15:50 Uhr: Die Kuh, die die ganze Nacht über gesungen hat, fängt an sich einzugrooven. *HmmmmöööööööH!*
16:20 Uhr: Der Huf halluziniert vor dem Kuhhof das Auto des Tierarztes, das sich als das Fahrzeug des Wärmedämmdienstes herausstellt.
16:30 Uhr: Mich überkommt ein unerklärliches Verlangen nach Kuhfleisch. VIEL Kuhfleisch, weil: s.o..
Wie wir viel später, als wir quasi mit der Dorfbevölkerung bereits per Du waren, erfahren haben, wurde der armen, brüllenden Kuh wohl ihr Kalb weggenommen.
Hätte ich das gewusst, ich hätte mich dazu gestellt und mit gebrüllt.
17 Antworten zu “Kurzurlaub in der thüringischen Westpampa…”
haha! Da habt Ihr ja ein echtes ländliches Drama hautnah miterlebt. Ich warnte ja schon öfter, bzgl. des Irrtums „die Stille auf dem Land“. ;-) Aber schön, dass es zunehmend besser wurde und Ihr die Tage doch etwas genießen konntet!
IschkannDirsaaren! ;)
Ach, das war die Kuh? Ich dachte, das wäre der Twitterbenachrichtigungssound in deinm Smartphone oder der Maileingang in deinem Diensthandy gewesen.
Janun. Was fahrt ihr denn auch aufs Land! Ihr verrückten Randberliner!
Wir dachten, das wäre eine gute Idee *blödguck*.
@Hufi: Mein Diensthandy blökt nicht. Naja, wobei. Fast nicht. Irgendwie. Ach, na weißt schon.
@Huflaikhan – mein Diensthandy blökt nicht. Na fast nicht. Irgendwie. Und so. Weeßt schon.
Jaja, gibt´s denn wenigstens ein Bild von der Kuh oder ihrer Cousine?
Wir haben hier einen großen Hof mit Milchkühen…
Aber die nehmen denen die Kälber nicht weg.
Ihr wohnt wahrscheinlich viel zu reizarm ;)
Die arme, singenden Kuh war nicht auszumachen, aber die Fotos vom Pampa-Urlaub sind die hier: http://hupe.urteilskraft.de/start/2015/09/06/eine-woche-rhon/
(Mit Großcousin der Sängerin.)
ahhh, sehr schön. Die Rhön.
Ich vermisse allerdings ein Rhönrad ;))
Gute Nacht:
jaja, kaum sind die Städter am Land, regen sie sich über natürliche Geräusche auf. Hingegen, Geräusche von Sirenen, Motorengebrüll von Lastwagen, Bussen oder Flugzeugen, Kreissägen und Laubbläsern, Rettungswagen oder Flexgekreisch bemerken sie gar nicht mehr. Da kann man noch froh sein, wenn sie nicht das Nachbarhaus kaufen und nach 2 Tagen verlangen, dass man Hahn, Hund, Gartenteich und Kinder abschafft.
:-)
(arme Kuh)
(als ich Kind war, beobachtete ich wie ein Pferd auf der Weide fast durchdrehte, im Kreis herumrann, über den Zaun konnte es ja nicht, und immer wieder innehielt um laut zu – nicht wiehern – irgendeine Art von verzweifeltem Schrei abzusetzen. Das Fohlen war verkauft worden)
Zur Rettung unserer Ehre muss ich sagen, dass wir von einer einheimischen Hofbesitzerin auf die brüllende Kuh angesprochen wurden mit den Worten: „Haben Sie die Kuh heute nacht auch gehört? Das war ja un_er_träg_lich. Also unsere war das nicht!“ ;)
Wie gesagt, hätte ich gewußt, warum sie brüllt, ich hätte sie, ebenfalls die Nacht hindurch brüllend, unterstützt. (Naja, vielleicht nicht die ganze Nacht hindurch – irgendwann wird man schließlich heiser.)
Ah! Und das Rhönrad – das haben wir auch gesucht. Vergeblich. Leider. ;)
Naja, man denkt so selten daran, dass unsere Fleisch-, Milch-, und sonstwas-Lieferanten zu tiefen Gefühlen fähig sind. Es sind eben Individuen, die wir da benutzen. Nur selten kommen wir nahe genug.
Ja, das stimmt.
Wir leben hier den Kompromiss, nur ganz wenig Fleisch und wenn dann aus artgerechter Haltung zu essen. Eier dito. Bei der Milch wird es schon ein wenig schwieriger.
Die Kuh war wirklich ziemlich sauer. Unter Wasser wäre die glatt als Grauwal durchgegangen. Der Urlaubsort war zudem in einer Art Kessel gelegen. Der Ton konnte da nicht über die Kuppen hinweg und kreiselte daher durch die Landschaft. Da sich zudem der Rest Natur zu Bett begeben hatte, wurden die Blätter und Halme zu prima Reflektoren. :)
Klangerlebnisurlaub.