…wird man nicht nur von ganz globaler Sorge ergriffen, es ergeben sich auch gern noch zusätzlich Situationen, die vor Ort Anlass zu besorgter Aufregung geben.
Und was macht man, wenn man nachts um eins darauf wartet, seinen Sohn vom Polizeirevier endlich abholen zu dürfen, in dem er, einige Stunden zuvor Opfer eines Überfalls geworden, seit geraumer Zeit als Zeuge vernommen wird? (Nein, Sohnkind ist nichts passiert. Er blieb unversehrt, weil er die Täter geschickt bequatschen konnte – eine Technik, die auch mich in den Bereitschaftsdiensten vor so manchem Ungemach bewahrt hat – sein Kumpel, mit dem er unterwegs war, ist leider nicht mit diesem Talent gesegnet und hatte demzufolge eine Faust im Gesicht.)
Also was macht Muttern? Sie verfasst einen Eintrag über den Auftritt der Big Band am vergangenen Wochenende, in dem das Tochterkind mitspielt .
(Um halb vier waren wir schließlich alle wohlbehalten im Bett. Frollein Hund war noch ein wenig aufgeregt, weil sie, sensibel wie sie nun einmal ist, schon beim ersten Anruf aus dem Polizeirevier vollkommen frei drehte, unsere eigentlich gar nicht so wahnsinnig große Aufregung potenzierend wie ein guter Verstärker. Das Wochenende hatte ich mir ursprünglich auch erholsamer gewünscht, aber wie sagt meine Mutter schon immer: Für Aufregung wird gesorgt.)
14 Antworten zu “In Zeiten wie diesen…”
Und nicht vergessen, ich hatte nachmitags nur eine 2+ :-)
Das sagt die Presse.
*schluck*
Schlimme Sache. Gab es hier vor vielen Jahren auch einmal, da war der Junge erst 13 und wurde zusammengeschlagen. (Fortan war er bevorzugt mit einem unserer großen Rüden unterwegs, das gab ihm Sicherheit). Als Kind ist mir selbst das auch passiert, das wünsche ich keinem. Das Selbstbewusstsein bröselt in diesem Moment ganz schön zusammen.
Ja, das Gefühl der Sicherheit ist erst einmal hin – das Selbstbewußtsein in unserem Fall wie ein Stück versetzt.
Auf der einen Seite die Angst, so etwas könne wieder passieren und dann eben nicht so glimpflich ausgehen, auf der anderen so etwas wie Stolz, dass er die Situation – wie auch immer – gemeistert hat. Dann auch dieses Gefühl der großen Erschöpfung, wenn man mental die Sache gehalten hat (das kenne ich nur zu gut aus den Situationen mit psychisch Kranken, denen wir ja im (KV-)Bereitschaftsdienst fast immer unvorbereitet und auch ganz allein gegenüber stehen).
Es nagt – auch an der mütterlichen Selbstverständlichkeit loslassen zu können.
Das Problem ist leider, dass die Kids zunehmend mit Drogen vollgepumpt sind, die ihnen gar nicht mehr ermöglich zu erkennen, was sie da gerade tun, wem sie wie Schaden zufügen, weil der Stoff sie gleichgültig werden und regelrechte Zombies sein lässt. Ruhig reden und im günstigen Moment einfach rennen, ist die allerbeste Regel.
Kürzlich ein interessanter Artikel in der Dummy zu „Tilidin“
Ja, diese Drogenproblematik erschwert auch den Zugang zu den Tätern erheblich. Den verbleibenden „menschlichen“ Anteil zu finden und mit ihm zu kommunizieren. Das ist deutlich schwerer, als bei anderweitig psychiatrisch Auffälligen.
Erstens das, zweitens ist unsere Gesetzeslage ja leider noch immer so unzeitgemäß, dass jeder unter Drogeneinfluss handelnd deutlich weniger im Strafmaß belangt wird.
Da hast Du vollkommen Recht! Ob wohl die sich zudröhnenden Kids dies auch schon mit einkalkulieren? Zum Teil vermutlich.
Da bin ich sicher, denn das läuft ja schon in unserer Generation ganz passabel (Unfall, Trunkenheit am Steuer, Körperverletzung unter Alkoholeinfluss im Strafmaß niedriger bewertet).
Dazu muss man sagen, es hat Tradition. Die Sache ist aber eben auch hakelig. Karl Kraus hat das unnachahmlich formuliert:
„Denn weil es unverantwortlich ist, sich unverantwortlich zu machen, müßte es verantwortet werden.“ So findet er die Lösung des Problems.
Viele Grüße aus der Geschichtsvollzugsanstalt,
M.
Danke mein Lieber! Dem ist nichts mehr hinzu zu fügen.
Nee, echt nicht.