„Du, irgendwas stimmt nicht. Mein Herz schlägt so schnell.“
„Wie schnell?“
„Na, so 140?“
Alles stehen und liegen gelassen, hingefahren und drei Minuten später bei der Feuerwehr angerufen.
Ein vorgeschädigtes Herz, wie das meiner Mutter, nimmt es nämlich relativ schnell übel, wenn es mit Frequenzen zwischen 140 und 160 Schlägen pro Minute stolpern muss.
An dieser Stelle mal wieder ein fettes Lob an die Berliner Feuerwehrleute. Dass die Spitze sind weiß ich, habe ich auch schon das eine oder andere Mal erwähnt, man kann das aber nicht oft genau sagen, denn was nachher im Krankenhaus abging, könnte man unter Skandal verbuchen. Ich frage mich wirklich (ach nein, ich weiß ja auch das eigentlich)
was mit den Patienten passiert, die niemanden neben sich stehen haben, der den Blödsinn, den irgendwelche Junghirsche in weißen Kittel meinen selbstherrlich veranstalten zu müssen, zumindest hinterfragt.(Im Übrigen: Ich hasse es den Arzt raushängen zu lassen. Aber ohne Abstecken des Reviers geht es offenbar nicht mehr und letztlich habe sie dann ja auch gemacht, was ich wollte...
...z.B. nach einer viertel Stunde endlich einen Monitor angeschlossen...
...dessen Alarmgrenzen ich dann erstmal richtig eingestellt habe, nachdem die Damen und Herren das Zimmer verlassen haben. MANN!)
Diese Hanseln auf der einen Seite, meine, nun doch schon deutlich und gerade in einer solchen Situation mental eingeschränkte, schwer angeschlagene Mutter auf der anderen Seite, die mir unaufhörlich Vorwürfe machte, dass ich die Jalousien in ihrer Wohnung vor Verlassen derselben mit der Feuerwehr nicht herunter gelassen habe.
Dass bei ihr die Angst vor dem was da kommen mag auf ein anderes Ziel, den potentiellen Einbruch in ihrer Butze übergesprungen ist, kann ich in Anbetracht ihrer Verfassung ja nachvollziehen. Mit anzusehen, wie ihr Herz ob dieser Panik nun noch schneller schlug, sie in meiner Rolle als quasi Angeklagte aber nicht adäquat beruhigen zu können und gleichzeitig gegen die jungärztlich-arrogante Lässigkeit anzukämpfen, hat mich einiges an Kraft gekostet.
Na egal – „lange Rede“, würde meine Mutter sagen:
Drückt mir bitte mal die Daumen, dass Mutters Herz sich entschließt, wieder rhythmisch zu schlagen
22 Antworten zu “Tachyarrhythmia absoluta”
Drücke die Daumen und wünsche gute Besserung für Deine Mutter und Dir auch die nötige Kraft und Nerven!
Fest die Daumendrück!
Gute Besserung , wahrscheinlich ein Glück für sie, dass sie dich hat.
TAA, gar nicht schön und sicherlich kein idealer Start in den Tag. Wünsche ihr gute Besserung und dir etwas Ruhe und Entspannung. Drücke euch die Daumen!
Hossa, ich drücke sehr die Daumen.
Danke Euch, das Daumendrücken hat’s gebracht.
:-)
Sie tickert wieder im Sinusrhythmus und ich hoffe, das bleibt jetzt auch so.
(Und dann hoffe ich noch, dass sie sie so schnell wie möglich wieder nach Hause entlassen - nicht dass da noch einer auf irgendwelche dummen Ideen kommt - sei es ein Weißkittel, sei es ein multiresistenter Keim.)
Ja, da drücken wir noch ein bißchen weiter.
Und – hast du inzwischen die Jalousien runtergelassen zur mütterlichen Beruhigung?
Oh danke! :-)
Ja klar habe ich die Jalousien und so! Direkt gestern am späten Abend, nachdem sie sich in ihrem Stationsbett häuslich eingerichtet hatte. Und damit sie auch wirklich ruhig schlafen kann, bin ich danach noch mal in die Klinik gefahren und habe ihr berichtet, dass in der Zwischenzeit keiner eingebrochen ist. Wat tut man nich allet. ;-)
Also ich drücke aller verfügbaren ziemliich große Daumen.
Danke Buster!
:-)
Über die Jalousien, meine Liebe, da reden wir noch mal drüber, ja? Das geht soo nicht. ,-) Ich drücke die Daumen, dass es so bleibt mit dem im Takt schlagenden Herzen. Noch lange.
Danke Creezy, ja ich hoffe auch, dass es noch lange rhythmisch schlägt. :-)
Zugegeben, die Jalousien-Nummer klingt ein wenig absurd, im vorliegenden Fall war sie aber Teil des therapeutischen Konzepts; denn kostete sie mich lediglich einen Schluck Diesel, eine knappe Stunde Zeit und ansonsten ein Lächeln, gab sie am Herzen meiner Mutter vielleicht den Ausschlag zum Umschlag – von der Arrhythmie zum gleichmäßigen Arbeiten, nämlich.
Die medikamentösen Rosamacher hatten vorher nur recht spärliche Wirkung gezeigt und in tiefe Narkose wollte ich sie nicht versetzen lassen (mal abgesehen davon bin ich überzeugt davon, dass so ein bohrender Angstgedanke auch in der Betäubung weiter im Hirn arbeitet und adrenalintriggernd sein Unwesen treibt.)
Meine Mutter ist ein Kriegskind und schon früh hat sich da eine ganz reale Angst vor dem Bestohlenwerden eingebrannt, hat ihre Familie doch auf der Flucht alles an Hab und Gut (viel war das nicht, aber doch genug um erschüttert zu sein) zurücklassen müssen, so dass da ganz tiefe Erinnerungsschichten aktiv werden, Rabatz machen und eben zusammen mit anderen Faktoren so eine Tachyarrhythmie unterhalten können.
War also wichtig, das mit den Jalousien, aus Sicht der Ärztin mehr, als aus Sicht der Tochter.
Ich glaube es ist doppelt hart, wenn man tatsächlich weiss, was da so von sich geht….
Wie ich mit meinem Opa ins Krankenhaus gefahren bin und mich da mit (Entschuldigung – aber in diesem Fall war es so) zwei Halbgöttern in Weiss rumärgern musste, die zum Einen mit Fachbegriffen um sich geschmissen haben (Sorry, hab nur Realschulabschluss und meine Großeltern sind weit über 80) und zum Anderen anscheindend keine Lust hatten überhaupt was zu machen.
Alte Menschen kann man ja einfach mal ne Stunde liegen lassen…
Also ich hoffe sie verstehen was ich meine….Ich habe keine Ahnung gehabt, das in der einen Stunde schon viel mehr hätte passieren müssen und können und somit viel vermieden werden können.
ABER die Hauptsache: Der Pepa-Mutter gehts wieder besser, dem Spillie-Opa auch und die Jalosien sind da wo sie hin gehören…
Liebe Grüße
die Spillie-Mama
Ja, es ist wirklich nicht leicht und das mit dem Alter der Patienten scheint auch nicht ganz abwegig.
Bei uns geht der Wahnsinn gerade weiter, denn ebenso schlimm, wie die kreativen Junghirsche, sind die braven, artigen Mädels im weißen Kittel, die bevor sie etwas machen ganz auf die Anweisung der Jungs vertrauen, ohne das eigene Gehirn einzuschalten. Fraufraufrau!
Ich verstehe das mit den Jalousien völlig, es gibt Dinge, die müssen geregelt sein. Und wenn die geregelt sind, sind viele Dinge viel leichter zu ertragen. Hinterher mag man über sich selbst lachen, aber vermutlich ist das Tiefenpsychologie oder auch nur seichte Psycholgoie, die das ganz leicht erklären lässt.
zu dem Fraufraufrau: ich will manchmal nicht wissen, wie oft in Krankenhäusern bei beiden Geschlechtern Hirn ausgeschaltet wird, wegen der Job-Angst. ,-(
Ja, das Hirn wird wohl häufiger ausgeschaltet, wobei ich in der momentanen Lage wirklich nicht verstehe warum, denn die Arbeitsmarktlage für Ärzte ist besser denn je.
Mich hat im Laufe der Zeit das „Hirn einschalten“ den einen oder anderen Job gekostet. Das war es mir dennoch wert, auch in Zeiten der Ärzteschwemme, denn selbst da ging es immer irgendwie weiter.
Hallo Pepa,
ich stolper hier zufällig über diese Seite, da ich meine Diagnose vom 29.10.08 gegoogelt habe, nämlich TAA bei Vorhofflimmern. Ich wurde also am 29.10. nachts ins Essener Phillipusstift mit irrem Herzrasen eingeliefert. In der Notaufnahme wartete die diensthabende Kardiologin schon auf mich. Sie hatte unverzüglich ein EKG geschrieben, Blut abgenommen und mich zu allem Möglichen befragt. Anschließend wurde ich über die weiteren Behandlungsmaßnahmen aufgeklärt. Ich kam auf die Intensivstation, auf der medikamentös versucht wurde, das Herz wieder in den normalen Rythmus zu bringen. Dort dauerte es 7 Stunden bis mein Herz endlich wieder seinen Rythmus gefunden hatte. Ich wurde in dieser Zeit stets freundlich behandelt und es wurde auch des öfteren, ohne das ich geschellt hatte, nach mir gesehen. Die Krankenschwestern waren, so hatte ich den Eindruck, immer kompetent und sehr freundlich. Behandelt worden bin ich später nur von Oberärzten (Herzkatheder-Untersuchung usw.), die auch alle sehr freundlich und (wie ich meine) auch kompetent waren. Auf der Kardiologie dieses Krankenhauses herrscht ein sehr angenehmes Klima.
Ich glaube, du hattest einfach nur Pech mit dem Krankenhaus. Son Krankenhaus, wie das hier in Essen gibt es mit Sicherheit auch in Berlin. Ich ziehe jedenfalls meinen Hut vor den Ärzten und Schwestern. Die machen einen ziemlich schweren Job. Meinen Respekt haben die allemal.
Ich wünsche dir und, vor allem deiner Mutter, alles Liebe und Gute!
Darf ich Ihnen eine ganz entscheidende Frage stellen?
Wie alt sind Sie, sly-dt?
Sollten sie unter 60 Jahren alt sein, dann wundert mich die bemühte Behandlung nicht. Bei knapp Achtzigjährigen sieht das schon ein wenig anders aus, wobei man sich darüber streiten kann, ob dies gesamtgesellschaftlich gesehen vielleicht sinnvoll sein könnte. Sieht man den Einzelfall, dann stellt man sich diese Frage in aller Regel nicht.
Was die Qualität der Berliner Kliniken angeht, habe ich als Berliner Ärztin, die als Not- und Bereitschaftsärztin doch einige deren Rettungsstellen kennt, genau diese Klinik mit meiner Mutter angesteuert, unter anderem auch, weil wir im Zusammenhang mit ihrem Herzinfarkt dort gute Erfahrungen gemacht hatten.
Und bezüglich Ihres Respekts vor den Ärzten und Schwestern im Allgemeinen angeht…
….danke für die Blumen.
;-)
(Ich nehme mir jetzt einfach mal raus die anzunehmen, war ich doch selbst lange Zeit auf diversen Intensivstationen tätig.)
Sie haben Recht. Ich werde nächsten Februar 50 Jahre. Mir wurde in der Notaufnahme auch gesagt, dass bei älteren Menschen die Situation noch gefährlicher sei, da bei denen der Kreislauf eher zusammenbrechen könnte. Um so schlimmer, dass man dann die älteren Leute noch so lange warten lässt. Ich finde es sehr schade, dass man sowas erleben muss. Die Jungspund-Ärzte hätten sich vorstellen sollen, es wäre ihre Mutter gewesen.
Wir ändern da jetzt eh nichts mehr dran.
Sicher waren die Blumen auch für Sie, selbst wenn sie nicht mehr im Krankenhaus arbeiten. :-)
Zunächst einmal, sly-dt: Es freut mich selbstverständlich, dass Sie so schnell und kompetent behandelt wurden und vor allem, dass es Ihnen wieder besser zu gehen scheint! :-)
(Manchmal vergesse ich, ein wenig übereilig kommentierend, so etwas zu erwähnen.)
Erlauben Sie mir noch eine Frage?
Sind sie eine Frau oder ein Mann?
Sollten Sie eine Frau sein, dann sind Sie in der Tat an eine außerordentlich fitte Abteilung geraten. Frauen werden nämlich im Durchschnitt seltener und wenn, dann meist sehr viel später einer adäquaten kardiologischen Diagnostik und Therapie zugeführt. Zumindest für den Herzinfarkt gibt es da einschlägige Studien, die dies zum Ergebnis hatten.
Und Sie haben vollkommen recht, an dem, was mit meiner Mutter passiert ist, ändern wir nichts mehr, es ist ja letztlich auch gut ausgegangen. An dem, was künftig Patienten in dieser Situation passiert, kann man zumindest versuchen etwas zu ändern. Nicht von heute auf morgen, aber langsam, beharrlich und zunächst nur punktuell, aber irgendwo muss man ja anfangen.
Ich bin eine Frau.
Besser geht es mir dank der Beta-Blocker, nehme ich an. Gut geht es mir längst nicht. Das ist jetzt wahrscheinlich ne reine Kopf-Sache. Ich spüre eigentich ständig noch mein Herz, achte aber wahrscheinlich auch viel zu häufig noch darauf. Wobei meine Blutdruck-Werte super sind (Dank Tabletten). Begleitet werde ich ständig von der Angst, dieses Herzrasen wiederzukriegen.
Im Internet war ich auch eigentlich auf der Suche nach Leuten, die das eventuell schon alles durchgestanden haben und sich darüber austauschen wollen.
Zu der Sache mit der Klinik. Es wäre natürlich super, wenn man irgendetwas tun könnte um anderen Patienten eine solche Situation zu ersparen.
Liebe Grüße nach Berlin!
Ja, solch ein Ereignis ist nicht so leicht wegzustecken.
Manchmal können da Entspannungsverfahren, wie autogenes Training
(womit nicht jede/r wirklich zurecht kommt)
oder etwa progressive Muskelrelaxation nach Jacobson(mehr etwas für aktive, motorische Typen - mir selbst liegt das deutlich mehr als ersteres)
weiterhelfen. So etwas sollte man allerdings unter fachkundiger ärztlicher/psychotherapeutischer Anleitung beginnen, weil auch diese Verfahren gewisse, wenn auch überschaubare Risiken in sich bergen.(Aber das wissen Sie vielleicht ja ohnehin alles schon :-) ist mir nur gerade spontan eingefallen, weil diese begleitenden Therapien, vor allem wenn es keine Anschluss-Reha gab, leicht vergessen werden.)
Ich wünsche Ihnen jedenfalls alles erdenklich Gute und erstmal ein schönes Wochenende! :-)