„Muhararar!“, Sohnkind kommt gerade auf mich zu gerannt und fuchtelt mir eine Schachtel unter die Nase, „Schau Dir das an: zuckerfreies Karamelbonbon. Verarschen kann ich mich auch alleine. Muharharhar!“
„Na vielleicht ist da nur Karamelaroma drin?“
„Nein, auf der Zutatenliste steht eindeutig Karamel.“
Hallo?
Zuckerfreies Karamel, wie geht denn das?
Liest hier vielleicht ein/e LebensmittelchemikerIn mit, die/der uns das erklären kann? Ich habe auf die Schnelle nichts Einschlägiges im Netz finden können.
11 Antworten zu “Alltagsparadoxien”
Schon merkwürdig.
Irgendein Austauschstoff wird als Ersatz dafür drin sein, Xylit zum Besipiel
Chemisch gesehen sind es dann Alkohole, die ebenso süß sind, aber chemisch eben keine Zucker. Kalorien haben sie leider auch.
Schau mal da:
http://www.talkingfood.de/ernaehrungswissen/verbraucherschutz/TITEL-,4,23,51.html
Ja, entweder ist es ein Zuckerersatzstoff (der doch aber als Alkohol nicht karamellisierbar ist, oder irrt mein Sohn da?) oder aber es handelt sich um karamellisierten Fruchtzucker oder irgendeinen anderen Zucker, dann müsste es doch korrekt saccharosefrei und nicht zuckerfrei heißen?
Oder sehen wir hier die Definition für „Karamel“ einfach zu eng?
Karamelisieren bedeutet ja, dass die Zuckerketten brechen und neu verbinden. Dabei wird noch oxidiert.
Theoretisch müsste das mit langekettigen Alkoholen auch funktionieren. Sie stehen nur eine Oxiadtionsstufe unter den Aldehyden.
Angeblich lässt sich dieser Zuckeraustauschstoff auch karameilisieren.
http://de.wikipedia.org/wiki/Isomalt
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Karamell
Super, danke Croco! Genau da wollte ich hin.
Nur muss ich jetzt nochmal ganz doof fragen:
Beim Karamellisieren von z.B. Isomalt ist es dann nicht die Saccharose, aus der es ursprünglich hergestellt wird, die sich beim Erhitzen neu verbindet, sondern der Zuckerersatzstoff selbst.
Blöde Frage, ich weiß, eigentlich muss das so sein, sonst dürften die damit hergestellten Süßteile nicht „zahnfreundlich“ heißen.
(Was mich dennoch verwirrt - ich habe gerade nochmal nachgeschaut - ist, dass bei der Zutatendeklaration besagter Bonbons, die hier heute morgen Stein des Anstoßes waren, Isomalt und Karamel in der Tat einzeln aufgeführt werden. Irgendwas stimmt da wohl tatsächlich nicht.)
Den Hersteller einfach mal fragen? ,-) Aber ein kluges kochendes Kind, ich bin ja immer wieder begeistert!
Ich glaube sogar, dass die Oxiadtionsprodukte von Saccharaose und Isomalt sich kaum unterscheiden, ein wirres Zeugs von abgebrochenen, neu geschlossenene und verknoteten Ketten.
Von der Molekülstruktur und dem mechanischen Verhalten nach erinnert sie an einige Kunststoffe, die auch keinen bestimmten Schmelzpunkt haben sondern sich einfach zersetzen.
Ob Kariesbakterien von Karamel leben können, bezweifel ich.
Die brauchen kleine Monosaccharide oder Disaccharide.
Creezy, den Hersteller könnte man fragen, nur ob man da eine befriedigende Antwort erhielte? Ich meine, ohne gleich tagelang am Telefon hängen zu müssen.
(Und von meinem kritischen Konsumenten hier, bin ich auch echt begeistert.:-) )
Hey Croco, das wird ja immer interessanter. So mach bloggen Spaß!
:-)
Wenn Kariesbakterien nicht von Karamel leben können, kann ich dann daraus schließen, dass unsere Speichel-Amylase die Zucker-Bindungen im Karamel nicht knacken kann?
(Physiologie, Biochemie, das ist bei mir alles ziemlich lange her…)
Nur, was schmeckt dann süß am Karamel?
Och, wenn man die Frage mit etwas Hirnschmalz stellt, dann müssen die sich ja auch anstrengen. Und schlimmstenfalls liest man die Antwort zwischen den Zeilen. Ich mache das ja ganz gerne mal, wenn mir Werbung zu blöd kommt: einfach mal fragen. Oft ist das ein amüsanter Briefwechsel (und gerne erhält man dann auch dafür ein Dankeschön ,-) )
Das Marketing interessiert ja schon, bis zu einem welchen Grad mit der Dämlichkeit der anderen sie rechnen können. Und da kann man als kritischer Konsument gut gegen mauern.
Hm, eine andere Variaten wäre es, sich mit „hier ist das Lebensmittelaufsichtsamt…“ zu melden…
Nee, Fakt ist, ich habe weder Zeit noch Hirnschmalz für solche Aktionen übrig. Ich weiß so schon nicht, wie ich gerade alles auf die Reihe bekommen soll. Leider.
Über ein paar chemische Basics zur Entspannung zwischendurch geht es also momentan leider nicht hinaus.
Ob im Karamel noch glykosidische Bindungen sind, wäre sicher zu untersuchen. Normalerweise sind diese nicht stabil, sieht man ja am dauernden Wechsel zwischen alpha-und beta-Glucose. Nichts ist für die Ewigkeit. Da machen die auf lange Kette und schließen sich wieder andersrum zum Ring zusammen.
Und süß schmeckt alles, was drei und mehr OH-Gruppen , also Hydroxylgruppen, hat. So schmeckt Glycerin auch süß und ist ein Alkohol. Und eine lange vermurkste Karamelkette hat ein paar ihrer OH-Gruppen sicher noch. Karamel ist ja nicht so süß wie Zucker, also werden es nicht alle sein.
Sicher gibt es irgendwo ein geheimes Institut für Karamelforschung.
Oder man sollte eines gründen, aus Liebe zum Bonbon ;-))
Au ja Croco, lass uns ein Institut gründen!
Mir fallen da auf Anhieb einige interessante Studien, die es sich durchzuführen lohnen würde ein. Ich meine, man muss ja z.B. der Amylase auch eine Chance geben, zu zeigen, was sie so alles kann, in Bezug auf Karamel, nicht wahr.
(Doppelblind – weder der Proband, noch das Bonbon weiß worum es geht.)
…
Her mit den Bonbons!
*schmatz*
:-)