“Fifty shades of purple”, starring Frau Indica


Meinte Frau Indica, sollte der Eintrag im HuPe-Kollektiv eigentlich betitelt werden.
Ursprünglich hatten wir uns ja getroffen, um seriöse Fotos für offizielle Zwecke zu fertigen. Ursprünglich.

Das pinkfarbene Hütchen, das der Frau Indica so wunderbar steht, hatte nicht nur die Funktion eines schmückenden Accessoires, sondern es entfaltete auch seine ganz eigene, erstaunliche Wirkung auf Haltung, Mimik und Ausstrahlung, fast wie ein behütender Energieschub und ganz und gar verblüffend.

Im Kontext unseres ursprünglichen Vorhabens, nämlich offizielle, berufstechnisch nutzbare Portraits zu machen, ist mir wieder einmal mehr aufgefallen, dass es immer noch nur für einen kleinen Teil von Frauen wirklich adäquat nutzbare Businesskleidung gibt, die eben genau diesen Effekt auf Haltung, Mimik und Ausstrahlung hat.

Alle gängigen Bürouniformen – momentan scheinen schwarze knappe Hosenanzüge und Kostüme en vogue – sind weiterhin ein Abklatsch des entsprechenden Anzugs des Mannes.
Ein einigermaßen würdevolles Tragen dieser Teile setzt eine bestimmte, bis vielleicht auf eine moderate Oberweite, eher männliche Figur voraus.

Alle anderen Frauen, die nicht über eine solche Figur verfügen, müssen, um Beruf mit maximal positiver Ausstrahlung und Energie ans Werk gehen zu können, entweder einen großen Aufwand betreiben, um sich eine einigermaßen kompatible Figur zu erarbeiten (wobei diesem Vorhaben jeweils individuelle genetische Grenzen gesetzt sind), oder es geht ihnen, je nach Persönlichkeit mehr oder weniger Energie im beruflichen Umgang verloren, weil sie sich in diesen diktierten Gewändern nicht so wohl und sicher fühlen, wie sie es eigentlich könnten.
Die subtile Suggestion, „nicht richtig“ zu sein, funktioniert in jedem dieser Fälle und dürfte einen nicht geringen Anteil an der immer noch erbarmungswürdig niedrigen Quote von Frauen in Führungspositionen haben.
Denn dass es in diesen „Regionen“ oftmals nicht um sachliche Argumente, sondern um unterschwellig bis offen ausgetragenes Revierverhalten geht, ist nicht unbekannt und die dafür nötige Energie kann man halt nur schwerlich aufbringen, wenn der Fokus auf das körperliche Erscheinungsbild gerichtet sein muss, weil z.B. der Rock gerade beim Hinsetzen ungünstig verrutscht ist.

Und das Ausspielen weiblicher Reize, wie es im knappen Kostümchen und HighHeels ja durchaus möglich ist, führt in den meisten Fällen auch zu anderen Positionen, als der der Führung an der Spitze des Rudels.
Ausnahmen besonders energischer und energetischer Frauen gibt es sicher. Hätten wir allerdings nur ebenso energische und energetische Männer in Führungspositionen, wäre der größte Teil aller Führungspositionen aus Mangel an geeigneten Menschen unbesetzt.

Sehr gute Gedanken, wie ein würdevolles, Respekt gebietendes, weibliches (Business-)Outfit aussehen könnte, hat sich bereits die wunderbare Frau Kitty Koma vor einiger Zeit gemacht und ist – nicht nur gedanklich – bei einer wirklich sehr genialen Modifikation des Dirndl gelandet.
(Ihr Blog ist übrigens nicht nur im Hinblick auf diese spezielle Thematik mehr als lesenswert!)

Gerade eben noch diesen Artikel hier entdeckt – das grundsätzliche Problem ist das Gleiche.

Eine solch grundsätzliche, im kollektiven Gefühlsleben verankerte und in unser aller Nervenbahnen gut eingeritzte Problematik ist nicht „am Stück“ anpackbar. Vielleicht kann man sie, wie einen kariöser Backenzahn, irgendwann einmal besser rausreißen, wenn man sie zunächst mit Humor ein wenig aus den Wurzeln rüttelt.

Also meine Damen:
Mehr pinkfarbene Hütchen braucht das Land!
:)


8 Antworten zu ““Fifty shades of purple”, starring Frau Indica”

  1. Das Hütchen ist prima, aber ohne den MUND ist es nichts. Tolle Fotos.
    Habe gerade nach langer Zeit ROT mal wieder in die Kleidung eingefügt. Ja, Mut zur Farbe. Nicht immer nur Schwarz und Grau. Damit machen wir es uns zu leicht…
    Schöne Woche allen.

  2. Ich habe mich schließlich aus guten Gründen (die Frische! die Farbe!) für ein Hütchen-Foto als offizielles Portrait der Jetztzeit entschieden. „Schlips-und-Kragen“-Fotos aus den vorigen Durchgängen habe ich zuvor auf meinen offiziellen Seiten gehabt und das auch gern. Aber nun war die Zeit reif für etwas Anderes. Ich finde auch, anno 2015 und im durchaus beständigen Alter auf diesem Planeten, trifft mich ein Portrait mit Pink in meinem wirklichen Sein und auch für meine „Außenrolle“ am besten.

    Nun bin ich in Berufsfeldern unterwegs, in denen eine gewisse Divenhaftigkeit und Eigenwilligkeit durchaus stilbildend und manchmal sogar gefragt ist. Nur wo und wie genau, das wissen Sie bei Ihrem Gegenüber auch nie genau. Aber. ABER. Mit viel Verstellung, auch im Business, bringt es mich auch nicht weiter. Ich, selbst meine offizielle und auch durchaus öffentliche Rolle, sind sehr wohl bunter, farbigen und vielfältiger als ich es derzeit in „Schlips und Kragen“ sähe.

    Keine Frage, ich mag Blusen und sogar Hosenanzüge und sie kleiden mich auch gut, wenn sie richtig geschnitten sind (was bei meiner Prachtgröße entweder auf Zufallstreffer in den Kettenläden oder Maßkonfektion hinausläuft). Aber ich mag es nicht – mehr -, mich dem männlichen Uniformdiktat nach außen anzupassen. Bislang und auch in meinen bunten Branchen bin ich damit sehr gut gefahren. Wenn’s nötig war und ich ein paar Milliönchen mehr nach außen spielen wollte, dann hat das ggf. als Taktik dem Gegenüber auch ganz gut im „großen Schwarzen“ und zwar im Anzug (nicht im Abendkleid) funktioniert.

    Übrigens bekomme ich mit, dass sich durchaus auch der Dresscode bei den Herren zumindest in den KMU durchaus geändert hat: Nicht immer und überall werden noch Krawatten getragen. Offene Kragen, lässigere Schnitte. Die Jüngeren, Männer, auch unter den Bestimmern, mögen auch nicht mehr so ganz eingesperrt sein.

    Und um die handelt es sich nach wie vor häufig genug, wenn wir von Führungspositionen sprechen. Leider. Und ich sehe da auch Gründe für, wie sie die MizKitty bei sich drüben in ihrem Text „Auf dünnem Filz“ unlängst zusammengefasst hat: http://kittykoma.de/frauen-netzwerke/

    Ja. Es bleibt kompliziert. Denn die Beziehung zwischen Frau und Kleidung, Wohlfühlen und Anpassen an Codes, Machtdemonstration und Schönheitsempfinden, die ist noch lange ein Feld der Zuschreibungen und Missverständlichkeiten.

    Und ich gebe gern zu, dass ich allein schon durch meine Statur und tiefe Stimme von Hause aus eine Präsenz mitbringe, die ruft: „An mir kommt keiner vorbei!“ Was auch nicht immer von Vorteil ist … aber das ist ein anderes Thema.

  3. Dresscode! Gehört eigentlich abgeschafft. Designer haben inzwischen die Edeljogginghose frech neben den Klassikern Kleid, Anzug, Kostüm für Fest und Business etabliert.
    Die Grenzen zwischen Alttags- und Geschäftsjoppe werden fließender, elegante Lässigkeit versus souverän-steife Eleganz. Frau sollte sich intuitiv für die ihr naheliegende Präsenz entscheiden und alle Konjunktive sausen lassen. Ist nicht immer leicht. Aber dauerhafte Anpassung an Codes – habe ich immer gehasst und gemieden – macht unfroh und Schwitzflecke. Und das geht in Führungspositionen überhaupt nicht ;) Dann kann man natürlich nach Lust und Laune gegen den Strich bürsten, flippig, und laut (mindestens beim Lippenstift!)tragen, wonach einem gerade ist. Wie Frau indica!
    Frau indica,

  4. Ja Indica, das stimmt: Der Dresscode sehr branchenabhängig.

    Carodame, ja! Ich träume ja schon immer von einer Latzhose aus grauem, edlen Anzugflanell. Ganz schlicht und ohne schnick, aber mit Bewegungsfreiheit.
    Alternativ (nicht zusammen getragen, das wäre dann doch etwas too much) von einem eleganten Blazer mit Kapuze resp. einem Hoodie aus richtig edlem Anzugstoff. Fürchte, so etwas muss ich mir selbst nähen.

    Übrigens, in diesem Zusammenhang: Ich suche mir hier schon seit einiger Zeit die Finger nach einem schön gemusterten (gern auch im Kinderdesign), edlen Futtertaft wund. Gibt es so etwas und wenn ja, wo?

  5. Google findet so einiges in berlin, welt der stoffe in wedding, stoffboerse spandau, stoffe mūller, vielleicht bei frau tulpe, stoffmarkt holland am 28.2 in berlin und 1.3. In potsdam. Ich finde auf den holländischen stoffmärkten in wiesbaden und frankfurt immer etwas. Ach ja und guhgele biie mal nach nahtzugabe.blogspot und stoffkauf in berlin. Da gibt es sehr schõne tipps.
    jetzt fehlt dir nur noch zeit.

  6. Oh danke, da werde ich mal nachschauen, ob es vielleicht dort schweren gemusterten Futtertaft gibt. :)

  7. Ja, stoffmarkt holland kannst du auch googeln, die touren durch deutsche Städte und hier bei uns kommen immer interessante Händler. Beim ersten markt konnte ich nichts kaufen weil ich mid dem riesenangebot überfordert

  8. In Potsdam war ich da schon mal und es ging mir wie Dir: Vollkommene Überforderung durch Überangebot.