Als ich Kind war, nähte meine Mutter nahezu meine gesamte Garderobe. *
Als meine Kinder klein waren, nähte ich zwar nicht ihre gesamte Garderobe (dafür hatte ich gar keine Zeit, so mit Job und später auch noch allein erziehend) aber doch einen großen Teil davon.
Einfache Kleidungsstücke, wie diverse Hosen zum Wenden und mit bequemen Gummizug in der Taille. (Der Sinn einer Säuglingsjeans, hart und mit diversen fummelig zu öffnenden Knöpfen, hat sich mir ja bis heute nicht erschlossen. Ebenso wie minikleine und potentiell unbequeme Chucks an Füßen von Krabbelkindern oder anderweitige miniaturisierte Erwachsenenklamotten am Windelkind).
Wie mir meine Tochter erst neulich berichtete, war sie immer sehr stolz darauf, Selbstgemachtes zu tragen und hat später im Kindergarten ordentlich damit angegeben. Denn keines der wohlbehüteten Hausfrauenmutterkinder dort konnte mit so etwas aufwarten. Sie waren alle in fertig gekauften, meist sehr teuren Markenklamotten unterwegs.
Irgendwann fing ich dann an, wieder das eine oder andere Stück auch für mich zu nähen. Von den Schwangerschaften etwas ziemlich in die Breite gegangen, passte mir ohnehin kaum noch etwas, was ich vorher getragen hatte. In der Hauptsache habe ich in dieser Zeit weite Trägerröcke nach eigenem Schnitt, mit einfachem Verschluss an der Seite hergestellt, die ich dann über Leggings und T-Shirt getragen habe.
Das sah wesentlich angezogener aus, als Schlabberjeans und Schlabberpulli – vor allem war es viel bequemer und passte auch besser zu mir.
Nach einiger Zeit ging der Stillspeck fort und ich bekam Lust auf figurbetontere Kleider.
Im Jahr 2000 habe ich mir daraufhin dieses Exemplar hier genäht.
Ich mag es immer noch sehr, nur ist es mir aufgrund wechseljahrsbedingtem Hormonspeck momentan zu eng.
Okay, ich bekomme es noch geschlossen, aber das Presswurstfeeling ist doch schon erheblich.
Nun sind wir aber demnächst zu einer Hochzeit eingeladen und da ich da nicht mit angehaltener Luft die ganze Zeit über in der Ecke stehen kann…
…sondern auch noch fotografieren darf/soll/möchte, habe ich die alte Modenzeitschrift wieder rausgesucht, den Schnitt nochmal abgepaust und losgenäht:
Wie sich bei der Anprobe herausstellte, habe ich wohl vor 14 Jahren den Schnitt (Gr. 38 nach Schnittmuster) primär verkleinert. Die etwas üppigere Nahtzugabe, die ich aufgrund meiner Umfangerweiterung zugeschnitten habe, war also im Grunde gar nicht notwendig, der ganze Schnitt im Bereich ab Taille aufwärts auch so schon zu weit.
Um es kurz zu machen, ich musste einiges am bereits fertigen Kleid wieder ändern und es sitzt weiterhin recht leger.
Und da das ganze Teil mit seinem Blumenmuster auch ein bisschen nach Tante Frieda aussieht…
…habe ich jetzt das nächste Exemplar in der Mache…
…
…und kann im derzeitigen Stadium nicht ausschließen, dass das dann wieder etwas zu klein ist…
Wie war das mit dem Eichhörnchen und seiner mühsamen Ernährung.
* Als ich meine Mutter neulich fragte, wie man denn einen Reißverschluss am besten einnäht, konnte sie – die sie mittlerweile vergisst, was sie isst, noch wenn sie es im Mund hat – das wie aus der Pistole geschossen beantworten. Wir haben uns dann ganz lange über das Nähen im Allgemeinen und ihre Nähkünste im besonderen unterhalten. Ich hatte den Eindruck, dass ihr das gut tat.
20 Antworten zu “60-90-60: 2000 und jetzt”
So schön sieht das Kleid auf den Fotos aus!!! Und übrigens – ich wiederhole mich (gerne) nicht nur das Kleid!
Ich beneide Sie um die Fähigkeit, so schöne Stücke nähen zu können. Mir steht ja Ende des Jahres eine größere Festlichkeit ins Haus und ich zermartere mich jetzt schon seit Wochen, was um alles in der Welt ich bloß anziehen soll zu diesem Anlaß. Diverse Versuche in zillionen Geschäften etwas Tragbares zu diesem Anlaß zu finden, führten zu keinem Kauf aber vertiablen Nervenkollern bei mir. Könnte ich so nähen wie Sie … wäre ich vermutlich bald aus dem Schneider.
Wunderschönes Kleid :-) (Oder wunderschöne Pepa <3 )
Und wie toll, dass dieses Thema die Erinnerungen hervorholte :-)
Zeit ist so kostbar und so schnell, huschhusc)h, davongehüpft.
Danke Liisa! :)
So weit ist es mit meinen Nähkünsten gar nicht her. Ich nähe immer nur nach ganz einfachen Schnitten – zur Not male ich die auch selbst.
Mir haben Sachen „von der Stange“ noch nie gut gepasst. Bei Kleidern ist das ganz besonders so,weil ich ab Taille abwärts gut zwei Konfektionsgröße mehr brauche. (Also nix mit schönen Etuikleidern – wenn ich in die reinpasse, steht im Rücken und in der Taille alles derart ab, dass ich aussehe, als wäre ich gerade dem Kleidercontainer entstiegen). Bei weiten Röcken, wie dort oben, macht das im Grunde ja nichts – aber allzu weit darf das dann auch nicht sein und vor allem nicht zu kurz.
Hast Du denn eine Nähmaschine zur Verfügung? Falls ja, würde ich es einfach mal ausprobieren mit dem Nähen. Es ist wie gesagt erst ab höherem Level eine Kunst. (So wie es z.B. die Frau Koma betreibt – da habe ich ganz große Hochachtung!)
Dankeschön Marion! :)Ja, das Nähen bringt mir selbst immer Erinnerungen (ich habe hier ja teilweise ganz altes Material von meiner Mutter – allein der Geruch dieser Sachen tritt ganze Kaskaden in meinem Gehirn los) und dass ich das mit meiner Mutter noch teilen kann, ist so schön! Sie ist in diesen Momenten fast wieder die Alte. :)
…Windelkinderklamotten. Da sagst Du was. Kuno muss zum Glück keine Markenklamotten tragen. Bekommt in diesem zarten Alter noch Sachen , in denen schon mal ein kleiner Mensch drin steckte. Ich bin übrigens auch keine große Anhängerin von Second Hand…
Früher, so als Studentin mit ziemlich viel Zeit, habe ich genäht, was das Zeug hält. Auch das eine oder andere Teil für den Sohn. Meine Großmutter war eine professionelle Schneiderin und zeigte mir einiges. Habe damit aufgehört. Die Zeit. Schade eigentlich.
Das Blumenmuster ist doch klasse. Ich würde vielleicht mehr Bein zeigen.
Von welchen Polstern sprichst Du denn… ;)
Jaja, wir kennen unsere Zonen, die übrigens fürs Östrogen wichtig sind!
Second Hand in zartem Alter, das geht schon. :)
Ja, die Zeit. Ich dehne sie einfach, d.h. es dauert was es dauert und dann eben ein paar Wochen oder Monate, bis ein Stück fertig ist. Das geht aber auch jetzt momentan nur so gut, weil ich die Nähmaschine (neben der Lichtanlage…;) ) im nur noch teilgenutzten Zimmer vom Tochterkind offen stehen lassen kann.
Und für mal eben eine Naht zwischendurch ist meist irgendwie noch ein bisschen Zeit da. (Für das Zuschneiden muss man sich ja leider mehr Zeit nehmen – da ist dann eben mal eine Stunde am Wochenende fällig.)
Das Nähen ruhte bei mir aber auch ganz lange und ich freue mich wirklich, damit wieder angefangen zu haben. Mit den Händen etwas herzustellen, ist irgendwie sehr entspannend (um mal nicht so große Worte zu bemühen, wie „meditativ“ oder so, aber in die Richtung geht es schon.)
(Und mehr Bein, das sieht bei mir wirklich nicht aus. Oder um es mit den Worten meiner Lieblings-Op-Schwester zu sagen, die damit auf die Frage antwortete, warum sie keine Röcke trägt: „Kennste Günther Netzer? Siehste, genau so.“ ;D )
Nee, wollte sagen, dass ich natürlich eine Anhängerin von Second Hand bin. Da hat sich das K vors ‚ein‘ gestellt. Ich habe da eine Freundin und kenne in Köln einen Laden, in dem die teuren Frustkäufe landen… :) Außerdem: Autos, Fahrräder, Möbel, Hunde, Katzen… auch Männer ;))
Hatte mich auch schon ein ganz kleines bisschen gewundert . :D
Als meine Lütten klein waren, bin ich hier in B. immer von einem Babytrödel zum nächsten gewandert. Am schönsten war der auf dem Ufa-Fabrikgelände.
Und Läden mit teuren Frustkäufen…klingt gut!
Günther Netzer!
Ich neige auch eher zu kniebedeckt, aber das verkürzt immer irgendwie. Dann eher bodenlang…
Flohmärkte! Da fallen mir noch Tischwäsche, Geschirr, Besteck, Lampen usw. ein.
Und ebay…
Gnihihi!
Second Hand Männer :D, ja doch, durchaus und Second Hand Tiere sowieso.
Das stimmt, das mit dem kniebedeckt. Ich habe da ja, seit ich die Fuffzich überschritten habe (je oller, je doller), plötzlich die Segnungen des hohen Absatzes entdeckt. Ich weiß, aus orthopädischer Sicht ist das sicher nicht das Optimum, wenn die Dinger aber aus elastischem Material sind – und das müssen sie allein schon wegen der Akustik beim Fotografieren sein, ich will ja nicht im Konzert durch den Saal klackern – und gut federn, merke ich sie kaum. (Na gut, ich renne damit auch nicht ständig durch die Gegend).
Genau. Habe gerade etwas Streckendes mit Speckkeilsohle erstanden.
Orthopädisch korrekt. Gehe bis 10 cm mit für spezielle Anlässe… Jetzt aber…. Schlaf…
Wie schick!! Und keineswegs Tante Frieda!
Hmm, hmm, das hat mir aber keineswegs Ähnlichkeit mit Günter Netzer, was ich da erahne. Frau Pepa, ich haderte unlängst selbst mit dem Thema. Bezweifle, dass nur eine Strumpfhose unterm Etuikleid und meine Beine so ganz ohne Leggings oder längere Hose gehen würden. Aber: Ich glaube, da herrscht viel Einbildung in weiblichen Köpfen, lange und gut und inzwischen jahrzehntelang antrainiert und gepflegt. Wir sind ja immer alle viel kritischer mit uns selbst als mit anderen, so als Frauen. Ich werde neutrale Beobachter fragen und ich könnte mir vorstellen, dass das auch bei Ihnen zu interessanten Ergebnissen führt!
Frau Pepa, vielleicht sollten wir ein Bein-Shooting machen?!? Das wäre zumindest so ein Thema bei mir … fällt mir da gerade ein …
Ich glaube, irgendjemand hier im Haus hat eine Nähmaschine. Aber ich bin wirklich absoluter Nähmaschinen-Analphabet. Hmm … vielleicht … ich hab da eine Idee … danke für die Anregung.
Och, 10 cm…da habe ich glatt noch Luft nach oben (ich glaube mein höchster ist 7,5 oder 8 cm). Das beruhigt mich und meine alten Knochen. :)
Nein wirklich, nachdem die letzten ca. 30 Jahre nur ganz oder fast flache Absätze bis höchstens so 4 cm getragen habe, habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich mir jetzt in fortgeschrittenem Alter vielleicht irgendwelche Gelenke verbiege. Bis jetzt merke ich nichts dergleichen. Hingegen ist der Gewinn, den man als kleine Frau daraus ziehen kann, ein bisschen mehr auf visueller Augenhöhe zu kommunizieren, nicht zu unterschätzen. Ziemlich oder nur noch ein bisschen aufblicken zu müssen, das ist ein gewaltiger Unterschied.
Liebe Indica, ich leide nicht darunter, meine Beine nicht allzusehr zu präsentieren.
Wenn es mir richtig berichtet wurde, dann hat der Herr Joop beim letzten Klumschen Zirkus doch etwas in der Richtung gesagt, dass ein geschackvolles Kleid (-ungsstück) nur ein Körperteil entblößt – entweder das Dekollté oder die Beine, niemals beides. Es macht mir janüscht, nur den Teil zu zeigen, den ich schöner finde. ;)
Allet jut, so wie et is.
Liisa, jetzt bin ich aber ganz gespannt auf Deine Idee. :)
Mir ist gestern nacht spontan die Frau Näh-Marie eingefallen und ob sie vielleicht so etwas wie Nähkurse veranstaltet.
Nein, Nähkurse veranstaltet die Näh-Marie nicht. Höchstens mal keine Workshops auf Festivals oder so aber da werden dann auch andere Dinge gewerkelt und nicht unbedingt ein so großes Projekt wie ein Kleid nähen.
Und sie hat natürlich auch noch ihr eigenes kleines Studio und andere Aktionen laufen, da ist glaube ich gerade keine weitere zeitliche Kapazität mehr frei um so was wie Nähkurse anzubieten.
Für meine Novemberveranstaltung wird das alles aber eh nicht mehr rechtzeitig greifen.
Die Idee ist/war im Herbst/Winter mal die Nähmaschine im Haus herauszuholen und mir mal ein bisschen was zeigen zu lassen und auszuprobieren, ob ich es schaffe eine gerade Naht zu nähen, ohne meine Finger gleich mit anzunähen. ;-) Vorher guck ich mal, ob ich mir ein bisschen Theorie anlesen kann. Mal schauen. Und wenn das mit den Grundlagen einigermaßen klappt, vielleicht kann ich dann zu größeren Aufgaben fortschreiten. Wobei … Stoffe kosten ja inzwischen auch ein halbes Vermögen und daran könnte es dann schon recht bald wieder scheitern. Aber erstmal anfangen und dann weiterschauen …
Das stimmt, Stoffe können sehr teuer sein. Man kann aber auch immer mal wieder Glück haben und sehr preisgünstig Reste oder Coupons erwischen.
Den Oberstoff für das Blumenkleid habe ich als Coupon auf dem Stoffmarkt in Potsdam für 12,50 bekommen. Den Futterstoff (das Kleid ist ganz in Dunkelbraun gefüttert) hatte ich noch, aber der kostet auch wenn man ihn regulär kauft nicht die Welt (so ab 2€ den Meter ist man da dabei). Reißverschlüsse und Garne bekommt man auch schon recht günstig, ich verarbeite häufig das Garn von Ikea, auch wenn das nicht die beste Qualität hat.
Meine Mutter hat früher auch schon mal aus alter Bettwäsche Blusen genäht und ich habe hier noch einen barockoiden Polsterstoff liegen, aus dem ich irgendwann sicher auch mal etwas zum Anziehen basteln werde (mit einem Teil davon habe ich schon unseren Klavierhocker eingekleidet. ;) )
Problematisch wird es nur, wenn man eine ganz bestimmte Vorstellung vom Nähstück hat und danach dann ganz regulär den Stoff kaufen muss.
Aber das mit der bestimmten Vorstellung ist ja nicht nur bei Kleidung, sondern bei fast allem genau so.
In jedem Fall finde ich es toll, dass Du es ausprobieren möchtest und ich bin sicher, dass wir irgendwann Ende des Jahres ein tolles, von Dir selbst genähtes Kleidungsstück bewundern dürfen. (Wie ja auch schon diese phänomenale Decke, die Du gehäkelt hast!) :)
Ich fürchte, das mit den gescheiten Stoffen wird hier in der Gegend eher schwierig. Da ist man in einer größeren Stadt oder wenigstens in der Nähe einer größeren Stadt sicher etwas besser dran. Aber soweit bin ich ja längst noch nicht.
Ob ich es jemals zu einem selbstgenähten Kleidungsstück bringe? Da bin ich beileibe nicht so sicher wie Du und bis Ende des Jahres, das würde mich doch sehr wundern. Oder lernt man Nähen auf der Nähmaschine so schnell? Wobei, das Nähen ist ja eine Sache, aber man muss ja auch ein Schnittmuster haben, das gefällt und dann die Fähigkeit es in Stoff umzusetzen. Aber mal schauen … vielleicht überrasche ich mich ja am Ende selbst und Du wirst als Prophetin in die Geschichte eingehen! ;-)
Apropos gehäkelte Decke … ich bin ja schon an einer neuen dran und die dürfte in absehbarer Zeit fertig sein. Werd ich dann sicher im Blog zeigen. :)
Oh, da bin ich aber schon gespannt auf die nächste wunderschöne Decke! :)
Ja, das glaube ich, dass das nicht so einfach ist, bei Euch in der Gegend ein anständiges Stoff-Geschäft zu finden. Ich bin hier aber auch gestern nach Arbeit und Hunderunde – also mit zeitlich eingeschränktem Radius – durch die Gegend gerannt, um einen ausreichend langen Reißverschluss zu erwerben – keine Chance.
Habe deshalb beschlossen, einen farblich nicht vollkommen passenden einzunähen.
…
(Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass mir so etwas wie „Perfektionismus“ weitgehend abgeht..;) )
Tja, ich wurde von frühster Kindheit an auf Perfektionismus hingetrimmt und arbeite seit ich selber denken kann dagegen an. Ganz los werde ich die Tendenz sicher in diesem Leben nicht mehr und manchmal kann Perfektionismus bzw. die damit verbundenen Ideale ja durchaus auch von Vorteil sein. Aber es hat eben auch seine Schattenseiten und daher, ein ewiger Kampf nicht komplett auf der Perfektionismus-Seite des Pferdes herunterzufallen.
Ja, letztlich ist es ein Balanceakt.
Es gibt Gebiete, in denen bin ich sehr perfektionistisch – darunter fällt weitgehend alles, was Konsequenzen für andere hat, also vor allem auch alles, was ich im beruflichen Rahmen mache.
Bei allem anderen kann ich gut zwei Augen zudrücken, ohne mich dafür sonderlich anstrengen zu müssen.
Ich bin sehr froh darüber, dass mir diese Eigenschaft so gegeben/eingeprägt ist – ich hätte sonst als berufstätige Alleinerziehende kaum überleben können.