Dieses Blog ist sehr seicht privat geworden. Keine medizinischen, gesundheitspolitischen Themen mehr, kein Bereitschaftsdienst-Splatter.
Es ist nicht so, dass ich nicht mehr arbeiteten würde und mein ganzes Leben nur aus fröhlichen Hundespaziergängen bestünde.
So etwa 50 Stunden die Woche muss ich leider etwas anderes tun. Leider, weil es mittlerweile zermürbender denn je ist, in einem System auf das gerade die Abrissbirnen einschlagen, für den einzelnen Patienten zu erkämpfen was er braucht und abzuwehren was er nicht braucht (was aber denjenigen, die das System längst in der Hand haben jede Menge Kohle bringt).
Nur zu gern würde ich mich aus dieser Mühle zurückziehen. Es gibt nur keine wirklichen Alternativen. Dafür habe ich eine tolle Familie und bin halt diejenige, die das Geld verdienen muss.
Man kann nicht alles haben.
(Das Fiese ist nur, mein Kopf explodiert gerade vor lauter Ideen. Ideen, die alle keine oder zu wenig Kohle bringen. Fotoprojekte, Handwerkliches. Und ich kann sie alle nicht umsetzen, weil keine Zeit dafür da ist, auch wenn ich jeden Nacht nur vier, fünf Stunden schlafe. Und irgendwann hat man dann auch keine Zeit mehr, weil das Leben ist endlich.)
12 Antworten zu “die andere Seite”
Auch wenn Du es Dir vermutlich nicht vorstellen kannst, aber ich verstehe Dich so gut … ich wünsche Dir einfach, dass Du jeden Tag neu Kraft hast, das was getan werden muss zu tun und dass am Ende des Tages noch Kraft übrig ist, wenigstens einen Teil Deiner Ideen in kleinen Schritten zu verwirklichen.
Danke Liisa! Ich weiß, dass gerade Du mich verstehst.
Es tut mir echt leid, dass Dein Berufsleben von Nicht-Sachverständigen so anstrengend gemacht wird. Es wäre so schade, wenn gute Ärzte wie Du, hinschmeißen. Ich weiß, wie hilflos man sich als Patient fühlen kann in diesem ganzen System, selbst wenn man nicht gerade auf den Kopf gefallen ist. Da braucht man dann ganz dringend diesen Arzt, dem man vertrauen kann.
Die Ursachen für den beruflichen Frust mögen andere sein – du verwendest aber die gleichen Ausreden wie ich wenn es darum geht sich aus den Fängen (von was auch immer) zu befreien.
Wem nutzt es wenn du am Ende Patient bist? Niemand.
Ich weiss wie ungläublich zäh dieser Veränderungdrang ist und er wird nicht nachlassen. Ich versuche es mit kleinen Schritten. Zwei vor, einer zurück. Wenn die Richtung klar ist, dann ist zumindest das langsame Gehen inselbige möglich. Tu was – für dich.
ja. das Leben ist endlich. und wir glauben immer noch daran, nur eines zu haben ;-).
Ich hoffe, die Idee mit den 4-5 Stunden Schlaf setzt du nicht um.
Ja Su, diese Rückmeldung bekomme ich ja auch immer wieder. Nur ist es momentan echt zäh und frustrierend geworden (die Lobbyorientierung unserer Regierung ist da schon fast so etwas wie eine logische Konsequenz). Ich suche immer noch nach dem Weg, meine ärztliche Kompetenz in einem anderen Rahmen zur Verfügung zu stellen – nur müsste man sich dafür vollkommen aus diesem gesellschaftich-materiellen Zusammenhang ausklinken. Da dazu nur sehr Wenige bereit sind, ist ein solches Vorgehen (derzeit zumindest noch, wer weiß, was alles noch kommt) zum Scheitern verurteilt.
Spontiv, Du hast vollkommen Recht, nur bin ich für die Politik der kleinen Schritte vielleicht noch zu ungeduldig (der Huf sagt, richtig geduldig sei ich nur mit dem Hund). Die Richtung ist irgendwie klar. Nur ist der Weg recht lang und die Unwägbarkeiten sind erheblich (aber irgenwie wird uns das schon gelingen, wa? ;-) )
Marion, ich wage es ja kaum zuzugeben, aber das mit den vier/fünf Stunden Schlaf lebe ich bereits seit einiger Zeit (na gut, manchmal sind es auch sechs). Ich weiß auch nicht, wann das angefangen hat, aber mittlerweile kann ich schon kaum noch anders.
Vielleicht haben wir ja auch noch ein paar Leben vor uns. Ich fürchte nur, da machen wir dann auch wieder die gleichen Fehler.
dachte ich mir, ich ja leider auch obwohl ich wahrscheinlich 7 bräuchte als minimum. wir sollten auf meine mutter hören, die sagt immer „das bleibt nicht in den kleidern hängen“.
wo sind die „anonyme-den-tag-scheinbar-auf-30-stunden-verlängerer“?
warum bitte, sind die menschen erst immer dann bereit, ihr verhalten anzupassen, wenn sie einen derartigen schuss vor den bug bekommen (krebs, infarkt, zusammenbruch, … irgendsoetwas), wenn überhaupt? wir halten uns doch immer für so sehr klug.
(Novemberdepression und zuviel „abgeschossene“ im Umfeld)
*seufz*
Mehr kann ich gerade auch nicht. ;-(
Marion, wenigstens merken wir es und sind nicht auch noch unheimlich stolz auf unsere tolle Überleistung. Das ist doch zumindest schon einmal ein Anfang. (So weit war ich vor einigen Jahren noch nicht.)
Creezy, soifzen hilft ja manchmal auch schon ein wenig. ;-)
Ach, liebe Pepa, ich wünsche Dir so sehr, daß Du endlich auf DEINE Art und Weise Deinen Beruf ausüben kannst. Ich denke ja selber schon längere Zeit darüber nach, wie sich ein alternatives Sozial-, Kultur- und Gesellschaftssystem verwirklichen ließe… leider sind das nicht viel mehr als wirre Träume, aber wer weiß, vielleicht läßt sich doch das eine oder andere umsetzen.
Vielleicht werden unsere Kinder oder erst unsere Enkel oder Urenkel einmal umsetzen was wir träumen. Wir sollten in jedem Fall nicht aufhören, in diese Richtung zu träumen. Veränderung braucht Zeit und sie geschieht schubweise. (Genau wie das Altern, dachte ich gerade. Aber das eine gehört halt auch irgendwie zum anderen. )