Leine loslassen,…


weggehen und beten, dass es gut geht – soll man, wenn ein anderer Hund in mehr oder minder friedlicher Absicht auf den eigenen, angeleinten Vierbeiner zugelaufen kommt.

Meine Mutter will verreisen. Morgen. Mit Verwandten, die sie schon einmal auf einer solchen Fahrt mit sie vollkommen überanstrengenden Aktionen in den Herzkasper geschickt haben. Endete in der Klinik, damals.
Seit etwa zwei Wochen schärfe ich ihr ein, dass sie sich nicht überanstrengen soll, dass sie auf sich aufpassen und nicht immer das machen soll, was diese Leute ihr aufschwatzen wollen und vor allem: Nicht zu viel auf einmal essen soll, weil, das verträgt sie nämlich nicht mehr.
Nahezu das gesamte Wochenende haben der Huflaikhan und icke damit zugebracht
1. festzustellen, dass keines ihrer drei Handys mehr funktioniert,
2. ein einigermaßen seniorengerechtes Neugerät zu besorgen,
3. dieses Neugerät so einzurichten, dass es für sie einfach zu bedienen ist
und
4. – und das war durchaus der schwierigste Part – ihr zu erklären, wie dieses neue Handy nun funktionert.

Und was erzählt sie mir gerade am Telefon?
Hm?
Na, dass sie den Kühlschrank noch schnell abgetaut hätte und weil der noch so voll war, ebenso schnell alles aufgegessen habe, was sie da noch gefunden hat. Und nun wäre ihr…
…na ja…
…also sie hätte so eine Verdauungstablette…
…wäre aber gar nicht so schlimm…
…vielleicht.

Kriegsgeneration, sie kann nichts Essbares wegwerfen. Das weiß ich. Das ist auch nicht schlimm. Aber warum zum Henker muss einen Tag vor Reiseantritt der Kühlschrank abgetaut werden? Na, weil sie das immer so gemacht hat. Alles klar?
Dafür hat sie im Gegenzug allerdings bislang keines ihrer Medikamente eingesteckt. Das Handy auch nicht. Ganz vergessen.

Wie gesagt: Leine loslassen, weggehen und beten…


14 Antworten zu “Leine loslassen,…”

  1. Ja.
    Loslassen.

    Und vertrauen.

    Wird schon werden, irgendwie.

    (auch ohne beten)

    [Ich hab noch nie solange überlegt, bis ich einen Kommentar abgeschickt habe.]

  2. Na ja… Mist! Ich würde auch gern schreiben: „Stress Dich nicht!“ Aber Du weißt ja, ich arbeite doch gerade in ’nem Seniorenheim. Es wird nicht besser :o(… Mein Rat: Rede mit den Reisegefährten, damit sie auf die wichtigen Dinge ein Auge haben.

  3. meine mutter hat noch nie auf mich gehört, wäre ja noch schöner. jemanden finden, auf den sie hört? aber das andere, loslassen usw. klingt auch richtig.
    Mantra: sie ist volljährig. sie ist mündig. (ich kann ihre fehler ausbaden) ommmmmm.

  4. Es wird nicht besser – ich weiß. Deshalb wollte ich sie auch nicht allzu streng davon abhalten, noch mal zu verreisen. Die Reisegefährten allerdings sind zwar nicht dement, aber leider beratungsresistent. Ich solle mich mal nicht so haben und so.
    Und ja, sie ist mündig. Ich hoffe sie ist es noch eine Weile.

    Was aber der Oberhammer ist: Das neue, extra beschaffte Handy funktioniert nicht mehr. Ihre Reisegefährten hätten schon alles ausprobiert, es geht einfacht nicht.
    (Kann man eigentlich mit einem Herzschrittmacher Handys zerschießen? Habe im Netz nur den umgekehrten Fall diskutiert gefunden. Ist jetzt das vierte Teil innerhalb kürzester Zeit und rumschmeißen wird sie es nicht, da bin ich mir sicher.)

  5. > Das neue, extra beschaffte Handy funktioniert nicht mehr.

    X-Mal die Pin falsch eingeben („alles ausprobiert“), dann geht nichts mehr.

  6. So, die Antwort: „Nö das geht eher nicht, es sei denn man entimmt das Teil nach dem Tode und hämmert damit auf dem Funktelefon rum.

    Was ja gemeint ist ist, per Strahlung, Magnetismus oder elektrischem Schlag oder so die von einem „eingebauten“ Schrittmacher ausgeht…. das wird nicht gehen. Die Spannungen (und sonstigen Effekte) sind viel zu niedrig.

    Nein, ich würde im konkreten Fall was anderes vermuten, sagen wir mal in die Stossrichtung: Wäscht ihre Funktelefone immer zum Saubermachen mit einem sehr nassen Lappen ab… mehr Phantasie könnte man dazu entwickeln, wenn man wüsste was „Telefon geht nicht“ im Detail bedeutet.“

  7. Nee, das mit der PIN haben wir schon bedacht. Wir haben sie vorsorglich raus genommen. Mutterns Handys funktionieren alle ohne PIN – haben wir auch ausprobiert.
    Und mit einem nassen Lappen traktiert sie die Teile auch nicht. Diese Varianten haben wir alle schon ausgeschlossen. Bliebe höchstens ein Funkloch, in dem sie sich befinden könnte, aber so schlau war Muttern auch schon, den Standort zu wechseln. Ich habe keinen Schimmer…

  8. „geht nicht“ bekomme ich auch regelmäßig zu hören. „Geht nicht an“? (nachladen) Im Menü verfranst?(Auflegetaste)
    Aber wer den Kühlschrank leerißt und abtaut, nimmt vielleicht auch den Akku raus. Und/oder die Karte.

  9. Nö, das hat sie nicht gemacht. Hat sich jetzt einen neuen Vertrag andrehen lassen und ich weiß noch nicht, um was für einen es sich handelt. Aber immerhin ist sie wieder erreichbar…
    ;-)

  10. Dann hat sie wohl die Tokioter Zeitansage angerufen, und das Prepaid-Guthaben war weg… aber gut, daß die Technik offenbar noch am Leben ist.

  11. Die Tokioter Zeitansage vielleicht nicht – dafür meine Mailbox. Gestern. So lange wie geht -hat vergessen aufzulegen, nachdem sie mich nicht erreicht hatte.
    Herrje, sie ist immer so aufgeregt, wenn etwas mit der „Technik“ nicht so klappt oder überhaupt wenn irgendetwas außerhalb der Reihe passiert. Sie kann dann überhaupt keine Prioritäten setzen.
    (Also: „Hab ich keinen erreicht, muss ich wieder auflegen.“ und nicht „Hab ich keinen erreicht, muss ich erstmal aufgeregt irgendwas anderes kruscheln.“ – Tendenziell war das aber schon immer so.)