Elternversammlung am Bonzengymnasium


Lehrerseits: Stilvoll und präzise im Vagen bleiben.Wir wissen nix, aber das ganz sicher. Doch.
Elternseits: Die blanke, gehetzte Angst, die „Kinder“ könnten etwas versäumen. Und noch ein Auslandsaufenthalt, noch ein paar Stunden mehr, warum nicht jetzt schon die Präsentation für den MSA coachen lassen? Was ist mit einem Drogen- und Alkoholpräventionstraining? Damit die „Kinder“ mal etwas von der Welt sehen? (Wie wär’s mit einem Zoobesuch? Besaufen tun sie sich doch eh schon knackig. Einige zumindest.)
Und das alles im maroden Gebäude mit zugigen Fenstern mit lecker Schimmel auf den Rahmen.
Voll schizo die Nummer, immer wieder.


14 Antworten zu “Elternversammlung am Bonzengymnasium”

  1. Na, einen Dachschaden würde ich da nicht sicher ausschließen können. Nicht nur bei dem Gebäude…

    (Am schönsten war aber vorhin der Kommentar des Huflaikhan. Die Klassensprecherin fragte, ob Lehrer M. (der durch das Verbreiten rassistischer Parolen und auch ansonsten recht krude Ansichten aufgefallen war), denn wirklich suspendiert sei, so wie es das Gerücht ginge. Der Klassenlehrer wies dies sogleich empört zurück, mit dem Herrn M. sei lediglich auf höherer Ebene geredet worden und nun sei er krank geschrieben, suspendiert sei er aber sowas von gar nicht. Da rief der Huf aus der letzten Reihe (in der wir zusammen mit den anderen elterlichen „Querulanten“ saßen) nach vorn, dass er gegen eine solche Suspendierung aber gar nix einzuwenden hätte. DAS fand ich ja mal richtig gut. Das Geschrei, das sich danach erhob, hatte aber auch einen gewissen Unterhaltungswert. Man könne doch nicht! Und schon gar nicht in Abwesenheit!
    Daran hatte man sich beim Reden über andere Lehrer bislang allerdings auch nicht gestört und die hatten sich lediglich zu Schulden kommen lassen, nicht die Hausaufgaben aus dem Lehrbuch aufzugeben. manmanman! Schon ein merkwürdiger Haufen.)

  2. Das ist nicht korrekt, Pepa. Ich habe gesagt, ich hätte nichts gegen ein Suspensorium einzuwenden, das sich Lehrer W. (nicht M.) schnell noch überstreifen dürfe, bevor ich ihm gekonnt weltmeisterlich einen Ball durch die Beine dribble.

    Übrigens, Creezy, hat die Nachbarschule eine Sporthalle mit Solardach bekommen, die gesperrt wurde in dem Moment, wo das Solardach montiert war. Plötzlich und unerwartet für alle verstarb die Statik – alles Amateure da. Sorry, aber wenn da welche über eine Finanzkrise jammern, dann ist die im Vergleich zur neu aufbrausenden Herrschaft der Dummheit, nur eine minimale Folge.

    Ich werde die Kinder jedenfalls nicht ins Ausland schicken, sondern bestenfalls zur Vorbereitung in den Knast – in den man wahrscheinlich kommen wird, wenn man sich nicht ganz für blöd verkaufen lässt.

    Oh Mann, diese Elternabende sind aber sowas von …

  3. Hm, mensch kann ich nicht mal mitkommen zum nächsten Elternabend? Das scheint mir ganz interessant zu sein … äh lustig ;-)

    @Harry
    Von der Schule habe ich gelesen, das war ja in Berlin bereits das 3. (!) Gebäude, das nach Solardachinstallation nicht mehr statisch sicher war. Weswegen ich schon mal auf twitter nachfragte, ob man in Deutschland den Architekturabschluss inzwischen auf dem Jahrmarkt gewinnen könne?

    Ach … schickt die Kinder nicht in den Knast, ein paar Tage Schnorren auf Neuköllner Straßen reichen ja schon für ein erstes Praktikum. Das ist das Ausbildung hart am Leben und total international nebenbei dazu. Wer braucht heute noch englisch? ;-)

  4. Hihi ja, das hat einen gewissen Unterhaltungswert. Du würdest sehr schön in unsere Truppe in der letzten Reihe passen, es macht immer wieder Spaß, mit in etwa gleich gesinnten Eltern da hinten halblaut abzufeiern. Es ist genau wie damals in der eigenen Schulzeit. Die braven Angepassten sitzen alle vorn, die Selbstdenker sitzen hinten und rufen ab und zu dazwischen.

  5. Wirklich zu empfehlen sind Anwerbeveranstaltungen auf denen Ingenieure als Seiteneinstiegs-Lehrer gewonnen werden sollen. Es soll ja allgemein einen Mangel an Lehrern für technische Fächer geben und einen überalterten Le[e|h]rkörper.

    Das sitzen also 200, durchaus eigenständiges Denken gewohnte Ingenieure eines internationalen Konzerns in einem Saal und vorne tritt ein verknöcherter Obersturmband^WOberstudiendirektor auf. Innerhalb einer Minute hat er es sich mit jedem Anwesenden verdorben. Über FH-Ingenieure herzuziehen, wenn 2/3 aller Ingenieure im Saal an vergleichbaren Einrichtungen studiert haben, trägt nicht zum Gewinn von neuen Freunden bei. Dann noch ein paar Seitenhiebe auf Akademiker „mit Migrationshintergrund“ – sehr geschickt bei einem Publikum aus einem internationalen Konzern – und die Party kann steigen.

  6. YEAH! Kann ich mir lebhaft vorstellen.
    Mein allerbester Lieblingslehrer im Leistungskurs Chemie war übrigens ein solcher Quereinsteiger. Wir haben immer eine Stunde Unterricht durchgezogen (also wirklich durchgezogen, kein Schnickschnack nebenher, sondern geackert), dann die zweite Stunde Kaffee getrunken, den wir im fachbereichseigenen Equipment zubereitet haben. Ich habe in keinem anderen Kurs so viel und so nachhaltig gelernt, wie bei diesem praxiserfahrenen, spätberufenen Lehrer. (Und im Übrigen hatte ich volle Punktzahl im Fach Chemie im Abi – auch das habe ich ihm zu verdanken).

  7. Hm. Offensichtlich hat sich nichts geändert. Kaputte Klos und Tafeln in Schieflage hatte es vor 25 Jahren bei mir schon. Aber Israel musste es sein. Wegen der Geschichte. Schon klar.

  8. In der Schule meines Sohnes hat es mittlerweile wirklich kuriose Ausmaße angenommen.
    In allen Klassenräumen wurden die Tafeln abmontiert und dafür je ein Beamer aufgehängt. Computer um irgendetwas mit diesen Beamer anfangen zu können gibt es aber lediglich in etwa jedem vierten Klassenraum. Das macht aber gar nix, denn die Beamer haben schon Interessenten gefunden, sprich, sie sind mittlerweile ohnehin fast alle geklaut. Dafür sind die Schulklos in einem derart maroden Zustand, dass einige Schüler jetzt in einer Eigeninitiative mit dem wunderbaren Namen „Schöner Scheißen“ die Instandsetzung selbst in die Hand nehmen wollen.
    Die werden schon ganz gut vorbereitet. Für das richtige Leben und so, unsere Kinder. Dochdoch!

  9. Oh! Die Aktion „Schöner Scheißen“ möchte ich gerne unterstützen! Ich stifte ein paar Eimer braune Farbe und ich denke ein großformatiges Bild vom Direktorium auf jedem Klo kann ich auch noch realisieren…

  10. Das mit dem großformatigen Bild ist eine hervorragende Idee, Herr Spontiv!
    Wobei die Jugendlichen, die ihr Direktorium eigentlich ganz gern mögen, sicher gern zu den Verantwortlichen auf höherer Ebene, ähm, aufschauen möchten.

  11. Na, ich hätte mich gefreut, wenn ich früher in der Schulzeit so etwas praktisches wie Malen, Verputzen und Tapezieren hätte lernen dürfen!

  12. Hm. Ich kann mich an meine Berufsausbildung mit Abi in der DDR erinnern. Damals haben wir uns als Klassen um die Gunst gerissen, gegen ein faires Entgelt die Schulflure kehren zu dürfen — mit Ölspänen! Ekliges Zeug! Aber einigermaßen sauber war es danach immer. Und wir haben selbst darauf geachtet, dass gar nicht erst so viel Dreck entsteht.

    Die meisten Schulklos laden auch deshalb nicht zum »Schöner Scheißen« ein, weil die Schüler sich auf ihnen nicht gerade »schön« benehmen. Und dann wird eine Spirale in Gang gesetzt, die für nicht wenige Schüler in der Angst endet, in der Schule das Klo benutzen zu müssen. Die »Verantwortlichen auf höherer Ebene« haben daran nicht in jedem Fall die Hauptschuld.

    Ich denke, wenn eine Initiative z.B. zum Malern der Schulklos von den Schülern ausgeht, dann ist der größte Effekt, dass vernünftiges Verhalten durch die Schüler selbst kontrolliert und gewährleistet wird. Solche Erfahrungen habe ich jedenfalls aus meiner Jugend mitgenommen.

  13. Nee, die Klos selbst besch**** haben die Herrschaften der höheren Ebene nicht – dafür haben sie die Beamer angeschafft und die Tafeln abmontiert, so dass kein Geld mehr für die Renovierung der Sanitäranlagen übrig ist. Und dass das Wasser in einigen Klassenräumen unter den Sanitäranlagen durch die Decke gesickert kommt, dafür können die Schüler auch nichts. Die haben nicht die Wände aufgestemmt, um die Leitungen anzubohren, die sind von ganz allein verrottet, die Leitungen.
    Und die Einführung eines Schulklo-Blockwartes erscheint mir bei diesen Mängeln auch wenig zielführend.