Namitäten


Die letzten vier Tage frei für Frollein Hund, was nochmal eine große Ruhe in sie gebracht hat – zumindest im Haus, wo sie mittlerweile schon durchgehend sehr friedlich und gelassen sein kann. Was dem Findelhund und ehemaligen Tierheiminsassen allerdings immer noch großen Stress bereitet, das ist die Anwesenheit anderer Hunde, vor allem, wenn es viele auf einmal sind. Läuft sie frei, dann ist das gar kein Problem, ihr hündisches Sozialverhalten hat keinen Schaden genommen, sie kommt auch mit großen Hundgruppen zurecht. Ist sie aber angeleint, dann wird sie nervös, fängt an, an der Leine zu zerren und schlimmstenfalls wie wild zu bellen. Diese Situation haben wir jeden Samstag in der Hundeschule. Anstrengende 90 Minuten, sowohl für das Tier, als auch für denjenigen, der sie führt, denn es ist nicht eben einfach, in dieser Situation ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Hat man sie allerdings, dann schafft sie es perfekt und mit kontinuierlichem Blickkontakt (in diesem Fall zu mir) einmal bei Fuß um die Hundetruppe herum zu laufen. Besser und konzentrierter als alle anderen Teilnehmer des Kurses.

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Das kostet uns allerdings beide eine ziemliche Kraft und so war das arme Tier bereits nach einer Stunde so geschafft, dass es übersprungmäßig anfing den Rasen zu vertikulieren. Gründlich. Um mir blutiger Anfängerin zu zeigen, wie ich die Leine richtig zu halten hätte, nahm mir die Trainerin selbige aus der Hand und dozierte nun mich in strengem Tonfall anzudozieren. So ginge das.

Mein Hund fand nicht, dass das so geht…

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…und legte jetzt erstmal richtig los. Mit in die Leine beißen, schütteln und knurren. Frau Trainerin machte noch ein paar Versuche, das wild gewordene Tier zu bändigen, gab mir aber recht schnell die Leine samt Hund hinten dran wieder zurück, mit dem Hinweis, ich solle zu meiner Sicherheit bei jedem Spaziergang eine „Beißwurst“ mit mir führen, damit ich nicht selbst Schaden nehme. Mein Hinweis, dass meine Hündin bereits sei etwa zwei Wochen nicht mehr in ihre Leine beißen und sich auch ansonsten ganz manierlich benehmen würde, wurde überhört, wir wurden statt dessen mit den Worten: „mit der kannst du heute nichts mehr anfangen“ in die Ecke geschickt. Nun ja, was soll ich sagen? Kaum waren wir in der Ecke, ließ sich Frau Nami sehr wohl und sogar recht schnell beruhigen. Und da wir beide große Lust hatten, der Frau Trainerin eine lange Nase zu zeigen, sind wir just auf das Kommando: „Jetzt laufen alle nochmal eine schöne Runde. Außer Nami, die kann das nicht!“ uns erhobenen Hauptes angrinsend über den Platz stolziert.

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Eigentlich wusste ich ja schon die ganze Zeit über, dass Nami genau der Hund ist, den ich mir gewünscht habe. Seit gestern weiß ich auch ganz genau, warum das so ist.

 

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(Mein PC ist immer noch im Eimer – daher die miese Fotoqualität – Frollein Hund ist nicht grau, sondern rotbraun. Aber egal….)


13 Antworten zu “Namitäten”

  1. Sie sieht plötzlich so erwachsen aus … ist es das, was es mit einem Hund macht, wenn man der Hundetrainerin zeigt, wo die Nami den Hammer hinhängt? ,-)

  2. Ist die Hundetrainerin wirklich so eine Zimtzicke oder ist sie sonst ganz ok und hat nur mal ein paar blöde Sprüche gemacht?

  3. hund wird eben schneller erwachsen als mensch, frau creezy.

    ich wäre ja persönlich der meinung, dass das bellen an der leine nur heisst „mein mensch, mein mensch, mein mensch, geht weg, den geb ich nicht mehr her“ – wenn nami sich ihrer position in der familie ganz sicher ist, gibt sich das vermutlich von alleine.

    das in-die-leine-beissen und rasen-vertikulieren sind vermutlich ähnlich einstufbar: verlegenheitshandlungen und reviermarkieren.

    das machen viele „wegwerfhunde“ zu beginn ihrer karriere in familien. man weiss ja nicht was nami alles zu bewältigen hat.

    sie schaut jedenfalls immer noch sehr pfiffig drein, und sehr nett.

  4. Nami ist halt ein Hund mit echtem Charakter und den Schneid hat sie sich auch vom Tierheimaufenthalt und dem, was sie vorher erlebt hat, nicht abkaufen lassen – erst recht nicht von einer scheinbar doch etwas überforderten Hundetrainerin. ;o)

  5. Sie ist halt ein Hund. Hatte heute zwei nette Spaziergänge zwischendrin. Lief soweit auch ganz gut. Heute war aber definitiv ein richtiger Buddeltag. Überall Hunde, die buddelten. Selbst die Joggerinnen. Nami mag die immer noch ganz gerne erschrecken. Und dann haut sie sich hin, wenn erfolgreich.

    Mit Stöckchen hat es eine xtra Bewandnis wie es scheint. Da steige ich noch nicht durch. Da flippt die Dame regelrecht aus. Als ob die süßesten Früchte besonders an hohen Ästen von Menschen hängen. ;-)

  6. Es stimmt Creezy, das Namelinchen sieht auf den Fotos sehr erwachsen aus. Habe sie mir daraufhin gerade nochmal genau angesehen. Sie changiert zwischen erwachsen und plüschig-welpig, aber eindeutig in Richtung erwachsen.
    Die Hundetrainerin ist glaub ich schon ganz in Ordnung – zumindest die Methoden, die sie in der Hundeerziehung einsetzt. Wie mir scheint, hat sie allerdings ein kleines Autoritäts-Problemchen gegenüber Menschen. Sie stellt das andere Ende der Hundeleine gerne bloß und wie das so ist, wenn man so etwas macht – man schafft es immer mal, sich dabei selbst in die Pfanne zu hauen.
    Bei Nami hat sie sich da zunächst eindeutig verschätzt – hat es aber später korrigiert, indem sie zu einem anderen Frauchen sagte, Nami wäre wohl in echtes Arbeitstier, an dem wir sicher noch sehr viel Freude hätten, wenn wir weiter so gut dabei bleiben würden. Mir persönlich hat sie das nicht gesagt, aber das ist schon okay so, das muss sie auch gar nicht, ich habe es ja auch so gehört. ;-)

    Das In-die-Leine-beißen war zu Anfang recht heftig, unter normalen Umständen hat sich das schon vollkommen gelegt. Und wenn sie manchmal mit geöffneter Schnauze ihren Kopf in Richtung Leine dreht, dann hält sie kurz inne, so als würde ihr einfallen, dass sie diese Nummer ja eigentlich bereits durch hat und dann wendet sie sich wieder ab, ohne dass man auch nur einen Ton sagen muss.

    Sie wird jedenfalls von Tag zu Tag ruhiger und sicherer. Kleine Rückfälle gibt es sicher immer wieder, aber wie sie schon so richtig sagen, Frau Kelef, man weiß nicht, was sie alles zu verarbeiten hat.

    Und Liisa ja, genau das ist es. Deshalb finde ich die Kleene ja auch so toll. :-)

  7. @Harry
    Mein Ex hatte einen Hund (den meine Katzen sehr mochten): Ixi. Ixi und ihre Stöcke, da waren Geschichten. Die kam in Südfrankreich nach drei Tagen mit einem Stock aus einem Waldgebiet zurück, den sie dort leider „verlegt“ hatte beim Spiel. Ixi hielt selbstverständlich auch abgeholzte ganze Baumstämme für ihren Stock. Das im Wald lassen konnten wir nur dadurch klären, weil das Auto für die Mitnahme der vom Förster (nur für Ixi!) gesammelten Stöcke zu klein war. Das hat Ixi dem Auto selbstverständlich nie verziehen!

  8. Dame Nami hat auch eine gewisse Vorliebe für etwa 3 bis 4 Meter lange, ähm, Stöckchen. Und wir bereits diverse blaue Flecken im Wadenbereich. Die Wege sind einfach zu schmal im Wald, weissu?

  9. oh ja, das mit den 3-meter-stöcken kenne ich auch – nachdem wir unserem schäferhund zwei- oder dreimal mit großer mühe den jeweiligen stock wieder aus dem aufgespreizten kiefer gepfriemelt haben, hat er dann auch recht schnell gelernt, welche baumlücken breit genug zum durchkommen waren …

  10. Das sind sie. Heute hatte ich sie wieder und auf zwei Spaziergängen durch das leinenlose Gebiet. Und das erste mal, dass ich den Rückruf eingesetzt habe – und er hat funktioniert! Phänomenal, aus einer Horde von vier verrückt spielenden Hunden in 150 Metern Entfernung – Nami mit fetter Bürste. Die war ganz froh, dass sie sich dort entfernen konnte, glaub ich.

    Nachmittags dann erstaunliche ruhige Begegnungen mit fünf verschiedenen Hunden. Schnuppern und Begrüßen. Punkt. Keine Raufereien. Die hatte sie mit Nele dann, einem 10monatigen Beagle. Bestimmt eine Viertelstunde Gerenne und Gebalge. Man merkte, dass da langsam die Kondition nachließ. Die nächste Pfütze war ihr Freund.

    Und jetzt liegt sie da, erledigt und ruhig vergnügt und schaut in den Garten hinaus. (Und dabei hatte es davor nicht so gut angefangen, war etwas angefressen, weil die Dame so unruhig war und permanent irgend einen Scheiß machen wollte. Nicht wichtiges, nur eben etwas nervig.)

    Jetzt sind wir wieder richtig gut miteinander. Ach ja, mit dem Stöckchen musste sie mir natürlich irgendwo in der Walachei ein Bein stellen und völlig sinnlos an einem anderen Platz die völlig vermatschte Pfote geben, als ob ich ein Kaugummiautomat wäre.

    Und diese Ohren, dieses Gesicht, dieses Fell. Waahnsinn. Ich mag sie ziemlich sehr.

  11. ich bin mir sicher, ihre ohren sind mehr gewachsen als der ganze hund. und glückwunsch für die lernerfolge! das mit dem ignorieren und ruhig bleiben bei anderen hunden klappt auch mit jack nur, wenn ich rechtzeitig blickkontakt bekomme, obwohl wir das schon 3 monate trainieren – da ist nami superschnell!

  12. Ja, irgendwie scheinen die Ohren schneller zu sein, als der restliche Hund, der hoffentlich nicht mehr allzu sehr wächst. Noch kann man die 15 kg auf den Arm nehmen und wegtragen, wenn erforderlich. ;-)
    Das mit dem Blickkontakt ist hier auch so eine Sache. Wenn z.B. die Nase auf dem Boden ist, haben wir kaum eine Chance, aber dafür, dass wir sie so ganz und gar menschen-unbezogen aus dem Tierheim übernommen haben, sind wir eigentlich schon ganz zufrieden.
    (Es beruhigt mich immer ungemein, wenn andere Hundehalter erzählen, dass es bei ihrem Hund genau so war.)