Fassadenhund


Gestern in der Hundeschule: Asthenisch-langes Designermännchen mit großer Gattin mit hausfraulicher Anmutung, dazu ein großes, für sein Alter übergroßes, spindeldürres, durchsichtig blasses Kind. Mit ihnen ein riesiger, weißer, gut gelaunter aber vollkommen unerzogener Strahlende-Vorzeigefamilie-mit-Haus-und-Garten-Golden-Retriever, der die gesamte, leider vollkommen überforderte und vor allem unkonzentrierte Familie quer über den Platz schleifte (das arme Kind der Familie in liegender Position, sicher schmerzhaft, aber vor allem demütigend- es ging weinend vom Platz, die Eltern guckten stumm).
Was man nicht aus ganzem Herzen tut, sollte man besser lassen. Besonders wenn ein Lebewesen die Fassade aufmöbeln soll.
Und das gilt nicht nur für Hunde, sondern ganz besonders auch für Kinder.


14 Antworten zu “Fassadenhund”

  1. welches ende der leine wird in der hundeschule denn erzogen?
    *duckweg*
    schöne Woche.

  2. Ha! Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich und sehr bestimmt darauf hinweisen, dass ich nie eine Rassekatze haben wollte. Nishia wurde mit Tally mitgeliefert und hat ein bisschen Geld gekostet, das habe ich nur bezahlt, weil es offensichtlich war, dass die beiden Katzen sich inmitten der anderen 15 Katzendamen sehr sehr wichtig waren. Und ich der kleinen schwierigen Katze die Freundin nicht nehmen wollte!

    Die komische Frau erzählte erst viel später, dass Tally Nishia adoptiert und gesäugt hatte, als es wichtig war. Also musste die Maine Coon mit. Aber sie ist keine Fassdenkatze. Sie ist der Troll unter den Dreien, das kleine Obermonster. Sie sorgt dafür, dass die Fassade ordentlich Schrammen kriegt. Zum Glück.

    So, das musste mal raus! Schlimm solche Leute, die sich die Tiere nach den gängigen Werbespots kaufen … ,-(

  3. Creezy, das war so ganz und gar nicht auf alle Besitzer von Rassetieren gemeint – um Himmels Willen!
    (Und ich dachte immer, Deine beiden Katzenfrauen wären Schwestern! Adoptiert? Cool!)

    Nein, es ist nur so, dass bestimmte Rassetiere ein ganz bestimmtes Image vertreten und deren Besitzer sich vorher keinen Kopp machen, dass sie sich ein Lebewesen ins Haus holen, sondern nur nach der tollen Optik gehen und eben danach, was für ihre Peergroup gerade angesagt ist. Analog zur angesagten Klamottenmarke, die angesagte Hunderasse. Schönes Beispiel dafür sind die Dalmatiner, die als schmückendes Beiwerk eben oftmals ganz und gar nicht ihrer Rasse als Laufhund gerecht gehalten werden. Oder eben die vielen Golden Retriever, die in den entsprechenden „heilen“ Vielkinderfamilien anzutreffen sind. Vielleicht, weil sie auf so vielen entsprechenden Werbebildchen zu finden sind? Wobei diese Rasse gerade durch die Aussies abgelöst zu werden scheint – was noch katastrophaler ist, weil diese schönen Tieren meist noch viel anspruchsvoller sind. Hütehunde, Arbeitshunde halt.
    Wir merken das ja schon bei unserer kleinen Mallimischung. Die Kleene will arbeiten, die will Aufgaben gestellt bekommen, sich austoben und ihren Kopp anstrengen. Wenn sie das nicht darf, beginnt sie die Einrichtung anzuknabbern.
    (Und echt, sie ist ein super aufmerksamer Hund – kein Vergleich zu meiner gemütlichen Astra, die nicht immer unbedingt sofort gehört hat, wenn man sie rief – dafür auch nicht ganz so viel Blödsinn im plüschigen Köpfchen hatte – vom Mülleimer ausräumen mal abgesehen, typische Cockerverfressenheit halt. Nami schaltet nicht auf Durchzug, wenn sie ohne Leine läuft, sondern hat immer ein Auge auf uns und kommt, wenn man nur leise ihren Namen sagt – momentan jedenfalls. ;-) )

  4. Liebe Pepa,
    das bleibt bestimmt auch so, wenn Ihr so toll weitermacht. Meine ist immer noch superaufmerksam. Und ich muss nur immer wieder lernen, darauf zu vertrauen. Zuletzt jagte sie im Garten der Schumachercartbahn auf die Seevögel. Ich hatte sie vertrauensvoll abgeleint,weil da so schöne Maulwurfhügel waren. Die kleine büxt aber sofort aus und kläfft am Zaun die Enten an. Und diesmal hatte das andere Ende der nicht vorhandenen Leine gelernt. Nein, ich bin nicht hinterher – das ist ja die Aufforderung zum Spiel und einfangen kann ich sie sowieso nicht, wenn sie nicht will. Nein, Dokse ist schnurstracks da weggewetzt und das Grautier mir hinterher und lies sich bestens anleinen.
    Und das mit dem Flüstern find ich auch toll. Das mach ich auch immer. Nein, die Hundeschule hat nämlich nicht recht gehabt, dass das kleine feine Stimmchen von Mama Dokse sich gegen das Hundchen nicht durchsetzen kann. Schreien ist total unnötig. Zum Beispiel beim Bellen. Wenn ich „mitbelle“ wird sie ja bestärkt. Aber ganz leise „nüschtschümpfen“ genuschelt versteht sie.Ausserdem hab ich ja noch für den Notfall das Trillerpfeifchen. Ich simuliere übrigens das Entfernen dadurch, das ich erst laut und dann falls nötig immer leiser pfeife. Funktioniert auch. Also, Lärm ist für Hundeohren gar nix.

  5. Erwin, wie cool! :-))) Der Hund schaut aber auch so schön in die Kamera.

    Nellymami, das mit dem Weglaufen vom Hund habe ich sofort ausprobiert, als ich sie das erste mal abgeleint habe – und da ich da auch noch kein Vertrauen in sie hatte, sind wir ziemlich durch den Wald geflitzt – icke Haken schlagend vorneweg, Hund immer flott hinterher.
    Hat keiner gesehen, wäre aber auch wurscht. Mit Hund macht man sich ohnehin ständig zum Hampel, wa?

  6. haha, kann mir 1 für die hundeschule 1 hund ausleihen?
    ich wende dann das gelernte auf mein kind an :-)))))

  7. @Marion: keine schlechte Idee, Hunde und Kinder erziehen ist prinzipiell sehr ähnlich. Seitdem mein Partner sich mit den Hund beschäftigt greift er bei seinen Jungs auch mal durch. Hund braucht ne klare Ansage, muss wissen, um was es geht und viel Liebe. Kiddies letztendlich auch.

  8. Siehste, das sehe ich ganz anders. Eigentlich machen mir alle Züchter Angst! Vor allem die, die Rassenzüchten meinen züchten zu müssen, die es vor 100 Jahren noch nicht gab. Tiere, die bepelzt gehören, ohne Pelz zum Beispiel. Oder Tiere, deren Nasen immer weiter in Richtung Gehirn gezüchtet werden. Da kriege ich famosen Hass. Stehe ich auch zu!

  9. Hihi Marion, Nellymami ich wende das Gelernte auch schon im Menschenalltag an. ;-)))

    Creezy, da stimme ich Dir vollkommen zu! Schon allein dieses ganze Austellungsgedöns. Unsere Tierärztin schaute auf unsere Mischlingsdame, grinste dann und meinte „na, die große Impfung braucht sie ja nicht. Das brauchen nur die Tiere, deren Immunsystem durch den Stress auf den Ausstellungen in die Knie geht und die sich dann mit den da rumfliegenden Erregern infizieren.
    (Aber meine Astra würde ich glatt nochmal…
    …und so. Also jetzt nicht anstelle von. Aber so grundsätzlich, so als, ähm, Zweithund *schiefgrins*)

  10. Du – ‘nen guten altgedienten Rassehund – deshalb Rasse weil eben immer schon als Rasse existent, dagegen ist gar nichts zu sagen. Ich nähme auch sofort einen Boxer (mit voller Schwanzlänge) oder ‘nen lustigen Pudel. Aber wenn mir dann ein Züchter erzählt, Pudel müssen spitze Gesichter haben, Boxer müssen so eingeknautscht sein, dass sie nicht mehr atmen können – alles was in Richtung geht, nämlich zu Lasten der Gesundheit vom Tier (Mops!), da beschleicht mich manchmal die Lust des Menschen Gesicht zu verformen oder ihm ordentlich Hautfalten auf den Leib zu hexen.

    Ich war als Kind in dem einen Jahr auf einer Katzenausstellung mit meiner Mutter, weil wir dachten, das müssen man mal machen als Katzenbesitzerin. Da war ich 12. Ich war sehr verstört und habe seitdem keine solche Ausstellung mehr „heimgesucht“.