Brandenbuuurch


Heute wieder einmal bemerkt, wie sehr ich sie mag, die Brandenburger.
Hier wird einem kein Honig ums Maul geschmiert, hier wird einem nichts vertickt, hier wird man freundlich, nein, herzlich im Laden angesprochen, hier wird zurück gelächelt, hier wird manchmal sogar ein Pläuschchen gehalten, nicht zu verwechseln mit Smalltalk, hier wird einem sogar geholfen, wenn einem denn geholfen werden muss.

Hier gibt es gestandene Frauen in Kittelschürzen, die ihr Leben lang berufstätig waren und trotzdem ihre Kinder mit aller Warmherzigkeit großgezogen haben, hier gibt es Männer in Latzhosen, die noch verstehen wollen, wie der Motor dieser neuen, dämlichen Autokiste funktioniert, ohne einem gleich eine superteure Reparatur andrehen zu wollen.

Hier ist man unzickig, direkt, pragmatisch.
Hier fühle ich mich wohl.


9 Antworten zu “Brandenbuuurch”

  1. Kann ich nur bestätigen. Letztes Jahr die, leider kurze, Zeit dort sehr genossen.

    PS: Brief an Dich ist fast fertig…

  2. Können Sie beide mir mal ein paar von Ihren Exemplaren in die kleine Stadt am Rande der Republik herüberschicken? Dann werden es einige mehr.

    Aber nein, es gibt auch in FFO sehr angenehme Exemplare: Mein ganzes Physiotherapeuten-Team, die Frau Hausdoc, der Ober-Kaffeekocher, der zweite Togo-Kaffeekocher… Aber man muss sie schon manchmal arg suchen gehen…

    Sie sehen, trotz der Einzelmodelle – es bleibt ein schwieriges Geschäft mit mir…

  3. Hach Su, „Deine“ Brandenburger waren aber auch nochmal ganz besonders super! (Und auf Deinen Brief warte ich gespannt :-) )

    Frau Indica, es könnte schon sein, dass in Ihrer kleinen Stadt diese grundsätzliche, etwas zurückhaltend, rauhe Herzlichkeit mittlerweile ein wenig verwaschen ist. Da war sie ganz sicher einmal – meine Mutter stammt ja aus der Gegend – gegenüber Frankfurt, am anderen Ufer der Oder und heute nicht mehr Brandenburg – aber sie hat mich quasi brandenburgisch sozialisiert – vielleicht ist dies der Grund, warum ich mich hier so heimisch fühle. Berliner waren wir ja nie, so ganz mit Haut und Haaren meine ich.

    Karan, ja. Es ist im Süden so ganz anders. Auch wenn die Sprache die gleiche ähnlich ist, die Kommunikation ist eine grundsätzlich andere.

  4. Ich seufze aus dem Norden.
    Zwar ist „man“ auch in Hamburg und umto pragmatisch (meist auch unzickig, „einfache Leute“ auch direkt) – aber reserviert bis kühl. Und die „Hamburger Arroganz“ ist leider auch keine Legende. Im Süden ist es auch wieder anders, dass stimmt. Manchmal fühle ich mich in Bayern (oder auch Baden-Würtemberg) mehr „im Ausland“ als in Dänemark oder Schweden. (Abgesehen von der Sprache, auch wenn ich mich im Süden auch in dieser Hinsicht manchmal „ausländisch“ fühle.)

  5. Die „Hamburger Arroganz“ – oh ja! Ich bin oftmals erstaunt, mit welcher solcher die dortige Kollegenschaft teils wirklich mehr als abstruse Therapien durchzieht. Sowas von „Gottes Gnaden“ findet man wohl an keiner anderen Stelle der Republik. Meine Devise daher: Möglichst niemals in Hamburg und Umgebung krank werden! (Aber vermutlich ist mir bislang nicht eine gewisse Negativauslese untergekommen – ich hoffe das jedenfalls!)

  6. Was heißt schon Hamburger Arroganz. Oder bayerisch diatonischer Wahnsinn? Wer ist herzlicher als jemand anderes? Interessant nur, dass es anscheinend kaum möglich ist die verschiedenen landesartigen Herzlichkeiten untereinander als solche wahrzunehmen. Und wie ist das dann erst bei noch verschiedenartiger, landestypischer Eigenarten. Ich hoffe wir sind da lernfähig und tolerant, denn letztendlich sind doch alle, egal von wo sie kommen liebenswert und wert sich auf die jeweilige (wenn auch noch so spröde) Art angenommen zu werden.

  7. Da ist was dran, Bahu. Die Menschen sind verschieden, und verschieden färbt das soziale Umfeld ab. Die liebenswerten und robusten Bayern haben trotzdem im Mittel eine höhere Fremdenfeindlichkeit als die Bremer. Manchmal passt es alles nicht zusammen. Zwischen Frankfurt/Oder und Teltow liegen ebenso Welten wie zwischen Marburgern und Gießenern oder Kreuzbergern und Pankowern. Und andererseits auch wieder nicht.

    Gegenüber den Berlinern ist das Umland im Süden, soweit mir bekannt, jedenfalls sehr angenehm, wenn es um Dienstleistungen geht oder bürokratische Akte. IMHO